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Die Schnecke von Nürnberg – rund, lecker und lustig

  • Samstag, 7. Januar 2023
  • 59,2 km + 330 HM
  • 7 h 30 min

Planung
Wofür sind die guten Freunde da? Mir fallen auf diese Frage viele mögliche Antworten ein, aber auf jeden Fall sind sie auch dafür da, um schräge Ideen umzusetzen. Unglaublich ist auch, wie schnell meine Freunde für solche schräge Ideen zu begeistern sind. Das spricht auf jeden Fall für die Jungs!
Wie kommt man aber auf solch eine Idee?
Eigentlich über einen kleinen gedanklichen Umweg. Wir, die Jungs vom Morgenspaziergang, sammeln Straßen, also lieben das Konzept Every Single Street (hierzu könnt ihr ach sehr gerne meine Beiträge zu Schwabach und Rednitzhembach lesen). Nun arbeiten wir auch schon seit einer Weile an Nürnberg (ein richtiger Brocken) und Flo und ich hatten die Möglichkeiten erörtert, einen Ultra zum Straßen sammeln zu laufen.
ABER hierbei würde die Gefahr bestehen, dass es sehr schnell sehr langweilig werden würde, wir also eine Routenführung benötigen, die uns an sich schon reizt. Die Straßen sollten dann von alleine, also automatisch folgen. Die Kreisform stand nun im Raum und von der war der Schritt zur Schneckenform nicht mehr weit.
Der erste Entwurf der Schnecke wurde auf das Sammeln von Straßen hin optimiert, verlor aber dadurch etwas an Form, weshalb wir miteinander diskutierten und der Form Vorrang einräumten. Function follows Form. Also nochmal neu geplant und das ganze optisch ansprechender gestaltet.

Gab es Schwierigkeiten bei der Planung? Ja. Manche bauliche und landschaftliche Gegebenheiten zwingen zu einer etwas seltsamen Rundung. So liegt in Nürnberg der ganze Schienenkomplex und der Wöhrder See wie ein Sperrriegel im Weg und zwingt mit seinen Überquerungsmöglichkeiten zu einer Abweichung. Dazu kommt die Straßenführung, die im Allgemeinen sich nicht an diese wunderbare Naturform halten möchte.

Mit dem Ergebnis waren wir dann doch zufrieden, auch wenn es nicht perfekt ist.

Laufen
Den Startpunkt legten wir an eine S-Bahn Station und fuhren ganz entspannt kurz vor 10 Uhr Morgens nach Sandreuth und starteten im Uhrzeigersinn. Die erste und mit über 20 km längste Runde lag direkt auf dem Nürnberger Ring. Ich kann euch sagen, dass die Luft am Ring keinen Preis gewinnt und die großen Kreuzungen als Läufer sehr ätzend sein können. Aber es ist trocken, 7°C warm (im Januar!) und die Truppe ist gut drauf. Wir drehen so unsere Runden und suchen den ersten Bäcker zur Mittagszeit. Milchkaffee To-Go und eine Breze (eigentlich auch eine interessante Form für Nürnberg – Strava Arts!) stärken für den weiteren Tag.


Und was erblicken unsere (vor allem Flo`s) Augen? Eine schlichte Kneipe, die Meister Bräu aus Unterzaunsbach – kurz MBU – vom Fass ausschenkt!!! Wir ahnen schon, wo wir heute noch ein Bierchen trinken MÜSSEN.
Die Kreise werden kleiner, die Straßen nicht unbedingt schöner, aber es gibt immer wieder bauliche Highlights und stadtplanerische Aspekte, über die wir diskutieren können. Nachmittags in der Nürnberger Südstadt setzen wir uns für 20 Minuten in eine Bäckerei der großen Kette mit B, trinken Kaffee, essen eine Breze (es gibt noch immer keine Schnecke zu kaufen – ach trist ist die Welt) und amüsieren uns über unerwartete Begegnungen.
Denn wenn einer von uns auf der Toilette ist, was an sich keine lustige Angelegenheit sein muss, und diese zusätzlich sehr, sehr klein ist, dann wirken fünf hereinkommende Männer des USK in Montur, die alle auf Toilette stürmen, um an der Tür zu rütteln, schon sehr spannend – und für uns mehr als einen Lacher wert. Unser Mitstreiter war auf jeden Fall eingeschüchtert und die Freude auf unserer Seite. Knapp unterhalb der Marathonmarke merken wir die langsam schwerer werdenden Beine und fiebern der Runde im Burggraben entgegen. Ja, langsam werden Autos und Kreuzungen mühselig und die mehrfach rückwärtsfahrenden Fahrer (es waren alles Männer) ohne sich umzuschauen, werden lästig.


Die untergehende Sonne taucht den Graben dann in ein faszinierendes Licht und wir laufen voller Vorfreude auf das nahende Ziel um die Burg herum, an der „legendären“ Frauentormauer vorbei und hinein zum Weißen Turm.
UND hier habe ich mich bei der Planung ausgetobt: Noch zwei weitere Schnecken folgen, führen uns zum Ölberg hoch, lassen uns die am Samstag Spätnachmittag volle und nun dunkle und beleuchtete Innenstadt mit ganzer Intensität erleben, bevor wir endlich die letzten Schritte zur und um die Lorenzkirche unternehmen.

Anschließend gibt es noch in der Stadt ein Weizen und endlich eine Schnecke! Dort können wir auch in trockene Klamotten schlüpfen, bevor es mit der U-Bahn zur Frankenstraße und zur besagten Kneipe mit dem Bier geht. Der Rest des Abends ist eine andere Geschichte. Schade, dass jeder Tag einmal zu Ende geht…

Euer Thorsten