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Regnitz Radweg – Laufend und Radelnd als Team

  • 15. Februar 2020
  • 80,2 km + 330 HM
  • 9h 47min

Vorlauf

Hatte sie mir wirklich angeboten, mich auf dem Rad bei einem für mich sehr langen Trainingslauf zu begleiten? Ich kann es kaum glauben, freue mich aber wie Bolle, dass ich bei einem meiner Eigenprojekte die Unterstützung meiner Mareike habe! Das ist einfach unendlich viel wert…
Meine erste Überlegung zielte auf den Bethang-Rundweg, eine komplette Umrundung von Erlangen, Nürnberg und Fürth, ab, allerdings sind die weit über 100km vielleicht kurz vor dem Pommel2K und dem TransGranCanaria doch zu viel des Guten und so suchte ich weiter – und fand den Regnitz-Radweg.
Es gibt auf diesem eine Kanalaroute, die im Prinzip ab Fürth bis nach Bamberg immer kerzengerade am Kanal entlang geht, und eine Talroute, die etwas länger ist, aber verschiedene Orte im fränkischen Umland mitnimmt und die Regnitz öfters aus dem Auge verliert. Die Entscheidung war sofort klar und viel ohne zu zögern auf die Talroute.
Ich wollte diese Strecke auch gemütlich zurücklegen und Mareike etwas bieten und so begann ich zu überlegen, wo wir unterwegs einkehren können, wo wir die gemeinsame Zeit genießen und uns kulinarisch verwöhnen können. Erlangen auf einen Kaffee und Buttenheim zum essen und Bierchen trinken bot sich sehr gut an. Dafür wanderten trockene Oberteile und eine trockene Hose in einen wasserdichten Sack und in den großen Hoka Tor Rucksack (nur leider löst er sich nun langsam auf…).

Hoka Tor Rucksack
Mein geliebter Tor Rucksack, der sich mit seiner Größe perfekt für solche Geschichten eignet

Der Samstag

Kurz nach 8 startete die Reise am Nürnberger Hauptbahnhof! Einem kurzen 1,5 km Läufchen zum Bahnhof in Schwabach folgte ein kurzweilige Zugfahrt nach Nürnberg, die locker zu zweit mit dem Rad über die Bühne ging. Manchmal kann die Bahn so gemütlich und entspannt sein.

Motivation und Laune steht

Alles problemlos und pünktlich über die Bühne gegangen, aber die Blicke der anderen Menschen am Bahnhof fühlen sich dann doch seltsam an: Wir in Laufklamotten und Jogginghose und um uns herum Menschen die verreisen, Menschen die aus einer sehr langen Freitag Nacht kommen, Polizei in Uniform und vieles mehr. Nicht wundern, sondern einfach nur raus aus dem Gebäude.
Durch die leere Altstadt von Nürnberg arbeiten wir uns zum Start des Radweges am Hauptmarkt vor und folgen anschließend der Pegnitz gut 8 km bis zum Zusammenfluss mit der Rednitz: Pegnitz + Rednitz = Regnitz.

Die Lorenzkirche und das Hauptportal
Die Lorenzkirche – kurz nach dem Start auf dem Weg zum Radweganfangspunkt

Nach Nürnberg verläuft der Radweg um diese Uhrzeit ruhig und ohne wirklich viele andere Menschen durch den renaturierten Pegnitzgrund bis nach Nürnberg. Gut asphaltiert und ohne Steigungen kommen wir bei dem herrlichen Sonnenschein schnell vorwärts. Den Zusammenfluss der beiden Flüsse in Fürth hatte ich noch nie bewusst gesehen und freute mich schon riesig darauf – nur um ihn dann sehr unspektakulär und ohne Hinweistafel vorzufinden…
Was habe ich erwartet? Doch ein wenig Lokalpatriotismus und Hervorhebung, aber vielleicht wollte ich einfach zu viel haben!

Alte Stahlbrücken der Bahn sahen wir noch öfters – ästhetischer als die heutigen Betonbauten…

Auf eigenen Trassen oder reinen Fuß- und Radwegen liefen die nächsten Kilometer locker dahin und kamen einem sehr kurz vor. Die einzige für Läufer schwierige Stelle kam bei km 20 in der Nähe von Eltersdorf, als ich auf einer doch stärker frequentierten Straße laufen musste. Der Abschnitt war nur kurz und führte uns direkt auf den Main-Donau-Kanal in Richtung Erlangen – also alles ohne Probleme.
Am Rande von Alterlangen vorbei ging es weiter Richtung Forchheim – und das Café? Den Umweg in die Innenstadt wollten wir zu diesem Zeitpunkt nicht auf uns nehmen und da alles im Flow war, gab es auch keine Notwendigkeit. Dafür stoßen wir für einen Kilometer im Norden von Erlangen auf den zu Beginn erwähnten Bethang-Weg; so ganz werde ich den Gedanken nicht los, ihn doch noch einmal auszuprobieren – nicht jetzt und nicht im März, aber bestimmt in absehbarer Zeit…

Alles im Flow und die Kilometer fliegen nur dahin

Der wohl hässlichste Abschnitt der ganzen Tour waren die Kilometer 30 bis 35 bis nach Baiersdorf, denn dort läuft der Radweg neben dem Frankenschnellweg. Laut und ungemütlich ist hier der Weg, das Tempo fällt dementsprechend etwas ab und es beginnt sich zu ziehen.
Nach Baiersdorf, der Krenstadt, verändert sich die Landschaft, es wird sandiger und wirkt trockener, weshalb wir uns auf den nächsten 10 km über andere Ausblicke und Eindrücke freuten und das Tempo wieder anzogen. Kurze Pause zum Auffüllen der Flaschen, Tuc mampfen und Anfeuerungsrufen eines älteren Ehepaares inklusive – alles planmäßig, weshalb wir uns den Kaffee in Forchheim gut schmecken lassen konnten (schon wieder diese Blicke der Mitbesucher – als ob wir Aliens wären).

Kaffee ich komme; Forchheim ist erreicht

Nach einem kurzen Besuch beim Bäcker und Supermarkt sollte es eigentlich ganz schnell wieder aus Forchheim hinaus und Richtung Buttenheim weitergehen: Pustekuchen. Hier stießen wir auf den am schlechtesten markierten Abschnitt und hatten Extraschritte auf uns zu nehmen. Ein wenig ärgerte ich mich, aber wollte mir nicht die Laune verderben lassen und schließlich fanden wir uns auch Dank des Garmin Oregon zurecht. Langsam war ich mir nicht mehr sicher, ob wir Buttenheim zu einer passenden Uhrzeit für eine Einkehr passieren würden, gab aber die Hoffnung auf einen gutes Bier noch nicht auf. Kilometer 45 bis 58 wurden nun deutlich welliger und der Fluss verschwand gänzlich aus dem Blickfeld. Die Anstiege ließen nun meine Radfahrerin ganz schön kämpfen und kosteten mir nun auch das ein oder andere Korn. Irgendwie verlor ich auch die Orientierung und wusste nicht mehr genau, wo wir gerade unterwegs waren. Viele kleine Kurven und Biegungen schlängeln sich hier Richtung der Bierstadt Buttenheim.

Löwenbräu in Buttenheim
Ziel meiner heutigen Bierträume – nur ohne Einkehr

Da wir nun mitten am Nachmittag beide Brauereien passierten, verkniffen wir uns dann doch die Einkehr und fassten den Plan lieber in Bamberg noch einzukehren. Damit könnten wir die Chance haben, komplett im Hellen durchzukommen und mehr von der Landschaft zu sehen. Die Entscheidung viel schnell und einstimmig, also nur noch zum Supermarkt, Wasser kaufen und Flaschen auffüllen. Die knapp 60 Kilometer spürte ich nun, fühlte mich aber noch nicht ausgelaugt.
Die Konzentration galt nun dem Zwischenziel Pettstadt, an dem wir die Originalroute verlassen müssen, weil der Fährbetrieb im Winter über die Regnitz planmäßig eingestellt ist und wir die richtige Alternativroute finden mussten.
Wessen ich mir nicht bewusst war, ist der hügelige Streckenverlauf bis dorthin. Das kostet Kraft, es wird langsam dunkler und nun wollen wir beide endlich Bamberg erreich. Auf der Alternativroute nach Pettstadt legte sich nun erstmals eine große Erschöpfung über mich und das Tempo sackte ab. Mareike radelte an dieser Stelle auch etwas zu, damit sie einmal stehen bleiben und kurz vom Rad absteigen konnte. Verständlich und sinnvoll!
Bei Bamberg Bug ca. Kilometer 74 treffen beide Wege wieder aufeinander und wir stehen vor den Toren vor Bamberg. Der Verkehr nimmt weiter zu und der Abend bricht herein. Wir packen die Fahrradbeleuchtung aus und beschließen nun nicht mehr bis zum Ende des Radweges zu laufen und zu fahren, sondern mit Hilfe des Handhelds den schnelleren Weg zum Bahnhof zu suchen. Lieber kehren wir daheim ein. Deshalb wählen wir nun den rechten Regnitzarm, der später mit dem Main-Donau-Kanal zusammenfließt und folgen diesem immer kerzengerade rein in die Innenstadt. Bei der Kettenbrücke schieben wir das Rad in den Fahrstuhl und lassen uns mit Elektrokraft vom Fluss auf die Brückenhöhe hieven. Seltsam ist hier nur das extrem starke Polizeiaufkommen, der ausgefallene Busverkehr und die Straßensperrungen, was ist hier los? Wir kriegen es nicht raus und sprinten nun die letzten 2 Kilometer zum Bahnhof.
Wir müssen auch nur wenige Minuten warten, bis die S-Bahn Richtung Nürnberg losfährt. So weit hat alles geklappt und wir freuen uns, dass der überaus schöne Tag nun bald zu Ende ist und wir gemütlich zum Abendessen fahren können.
Nur leider zu früh gefreut, das körperlich härteste kommt erst noch…
Die Merinounterwäsche obenherum behielt ich an, zog das Oberteil aber aus und schlüpfte in meine trocke Isolationsjacke zum warm halten. So saß ich warm und gemütlich im Zug – der in Erlangen einen außerplanmäßig längeren Aufenthalt einlegte und den Anschlusszug in Nürnberg zunichte machte. Das ärgerte uns jedoch nicht und die Laune blieb hoch – und dann fassten wir den Entschluss an Steinbühl aus- und umzusteigen, um den riesigen Trubel am Hauptbahnhof und die Gleissuche zu umgehen. Fehler!
Wir wussten nicht, dass dieser Bahnhof, er hat nur 2 Gleise, auf 2 Stockwerke in sehr luftiger Höhe verteilt ist. Wartezeit auf die S-Bahn nach Schwabach knapp 30 min. Der Kreislauf war nun unten und der Wind stark – und ich zitterte nur noch brutal und fror, wie kaum ein anderes Mal in meinem Leben. Ich konnte keine 2 Minuten so stehen bleiben und war sofort körperlich völlig fertig. Ich durfte in die Isolationsjacke meiner Frau auch noch schlupfen, zog die Regenjacke noch darüber, setzte die Kapuze auf und stellte mich mit der Mareike unten an der Straße in eine windgeschützte Ecke – und fror noch immer. Zwischenzeitlich hatte ich den Plan in die Straßenbahn zu steigen und so lange dort herumzufahren, bis mich jemand irgendwo abholen kann.
Die Minuten gingen furchtbar schleppend vonstatten, aber endlich kam der Zeitpunkt, an dem wir wieder mit dem Aufzug bis ganz nach oben fahren konnten. In Schwabach angekommen sprintete ich mit allen Bekleidungsschichten die 1,5 km zurück nach Hause – und fror nun endlich nicht mehr, eher beeindruckte mich, dass doch noch mögliche hohe Tempo. Die heiße Dusche war anschließend ein Segen und der leckere Restaurantbesuch mit meinem herbeigesehnten Bier ein Genuss zum Tagesabschluss.

Vielen Dank Mareike für den wunderbaren Tag!!!

Euer Thorsten

Weitere Fotos auf Nikon Image Space.

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