- Freitag, 3. Mai 2024
- 45 km von über 200…
- 5 h 16 min an Stelle von max. 31…
Was soll ich zu diesem Rennen sagen? Wo anfangen?
Im Grunde genommen spürte ich schon seit Anfang des Jahres immer mal wieder im linken Bein am Knöchel, Schienbein, Knie, Oberschenkel Schmerzen, die mal mehr oder mal weniger waren. Die mich Nachts erwischten oder auch einfach nur beim Sitzen nervten. Meist war es kein großes Thema, selten hatte ich deswegen schlaflose Stunden in der Nacht und noch seltener einen Grund einen Lauf zu verkürzen.
Die 100 Meilen in Istrien liefen trotzdem gut und ich hatte unterwegs mit keinerlei Schmerzen dieser Art zu kämpfen, aber der Zwischenmonat Kroatien-Ungarn war nicht lustig. Immer wieder hatte ich beim Laufen Schmerzen und muskuläre Probleme, weshalb ich die letzten 2 Wochen vor dem Balaton Schonung einlegte.
Es war auch das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich mich wieder an einen langen (in diesem Fall sehr langen) Straßenlauf wagen wollte, obwohl ich mich eigentlich auf den Trails wohler fühle, sie mir im Kopf mittlerweile leichter fallen (kurz und schnell auf der Straße, lang und langsam in der Natur), aber zu sehr lockte die Idee, einmal um den größten See Mitteleuropas zu laufen, einmal die 200 Kilometer Marke zu durchbrechen.
Gleichzeitig sollte es für eine ganze Weile der letzte lange Lauf über 100 km werden, also zusammen mit Istrien den Abschluss einer schönen Phase von sehr langen Läufen, die ich zwischen 2018 und 2024 erleben durfte, bilden. Dem Ultra bleibe ich treu, aber zweistellige Kilometerangaben kommen mir einfach entgegen, fühlen sich für mich im Kopf stimmiger an, weil mein Körper damit besser klar kommt.
Meine bezaubernde Lebensgefährtin Mel begleitete mich ebenfalls nach Balatonfüred, um mit mir anschließend den Urlaub am See zu genießen und eine gute Zeit zu haben, weshalb ich trotzdem frohen Mutes, aber mit leichten Zweifeln anreiste.
Die Veranstaltung war sehr gut organsiert, die Ungarn sehr freundlich und alles wirkte und war professionell und sehr gut aufgezogen. Ein Kompliment geht raus. Als Erinnerung gönnte ich mir eine Mizuno UB Jacke – ich bin für diese Sachen sehr empfänglich. Ich verzichtete auf die mögliche und häufig gewählte Fahrradbegleitung und packte mir eine Regenjacke und ein Shirt in einen kleinen Laufrucksack und los ging es auf regennassen Straßen und bei schwülen Bedingungen.
Und nun kamen zwei Dinge zusammen:
1) Ab km 35 begann ich den Oberschenkel zu spüren, welcher ab 40 sehr deutliche Schmerzen bereitete. Ich hätte Schmerzmittelt, für den Fall, dass ich gegen Ende des Rennens welche bräuchte, dabei gehabt, aber in der Vergangenheit hatte ich die Einnahme dieser vor oder während eines Rennens immer abgelehnt. Entweder mein Körper schafft es oder er schafft es nicht. Nun stand ich hier und musste mir überlegen, ob ich bei meinem letzten richtig langen Rennen meinen eigenen Vorgaben untreu werden wollte oder nicht.
2) Mein Kopf wollte sich für die Strecke, für die nötige Qual nicht motivieren. Ich war an diesem Tag nicht mehr bereit, diese Herausforderung anzunehmen und umzusetzen.
Also zückte ich das Handy, gab den Rennabbruch durch und stieg etwas wehmütig, aber noch viel mehr erleichtert in das Auto.
Was habe ich gewonnen?
Einen weiteren Urlaubstag mit meiner Liebsten. Einen entspannten und ordentlichen Lauf. Zusätzlich eine positive und glückliche Grundstimmung, die ich angesichts des Rennabbruchs nicht gedacht hätte.
Glücklich und zufrieden blicke ich in die Zukunft (mit lauter Ideen im Kopf), die wieder vielfältiger geworden ist, als ich geahnt hatte.
Euer Thorsten