- Mittwoch, 5. Oktober 2022
- 13,4 km + 770 HM
- Rundkurs
- 4 h 31 min
Nach der wenig spektakulären Wanderung vor zwei Tagen beim Schwarzen Regen sollte heute etwas wilderes, höheres anstehen. Mareike und ich schätzen den Osser, das Matterhorn des Bayerischen Waldes, so sehr, dass er unser Lieblingsberg geworden ist. Vielleicht liegt es an den vielen schönen Momenten hier am Berg. Vielleicht liegt es auch an seiner Form und seinen Aufstiegen. Vielleicht liegt es aber auch an seiner Hütte mit der gemütlichen Terrasse. Letztendlich weiß ich nur, dass es uns immer wieder hier hochzieht.
Ich möchte ihr, meiner lieben Frau, nun einen Teil des wunderschönen Grenzsteigs vom Zwercheck zum Osser zeigen. Leider können wir nicht den ganzen Weg abgehen, weil es ansonsten mit dem nötigen Hinweg sehr lange werden würde, aber für einige schöne Stunden in der Natur wird es trotzdem mehr als nur reichen.
So entschließen ich mich bei der Planung für den Start beim Osser-Sattelparkplatz und dem Hinweg unterhalb des Grenzsteigs durch den Wald auf überwiegend breiteren Wegen zu legen. Steigen dann auf und wandern hinüber zum Gipfel, um dort einzukehren. Der Rückweg zum Auto ist dann ein kurzer Abstieg. Eigentlich eine sehr einfache Routenführung.
Der Hinweg Richtung Zwercheck ist dann auch tatsächlich unproblematisch und sogar deutlich schöner als gedacht. Kleine, wilde Anstiege mischen sich mit schnell zu gehenden Schotterwegen und vielen schönen Ausblicken in das Tal. Herrlich!
Nach den regnerischen Vortagen ist heute ein traumhaft schönes Wetter, ein wunderbarer Herbsttag. Wir treffen nur zwei Paare auf dem ganzen Weg und genießen die Ruhe und die Luft. Die Luft…
Hier im Wald können wir wortwörtlich tief durchatmen und merken jedes Mal den Unterschied zur Stadt. An verschiedenen Stellen stoßen wir auf die Markierungen des UTLW und ich freue mich über diese Kleinigkeit.
Etwas unerwartet taucht dann ein Wanderschild mit dem Hinweis zum Lohberger Steindl auf – kein Wanderweg zu einem anderen Wanderweg, sondern nur ein Weg zu einem Punkt hin und wieder zurück. Aber das ist meine geplante Route. Mal schauen.
Wir steigen steil auf und erreichen das Steindl, ein faszinierender sehr großer Fels mit ungewöhnlicher Optik und der Möglichkeit auf ihn zu steigen und den Ausblick zu genießen. Bei schönem Wetter sehr lohnenswert!
Von dort zieht sich dann tatsächlich ein kleiner Pfad hoch zum Grenzsteig, zum Kernstück der heutigen Wanderung.
Wir haben zwar den schwierigsten Teil des Steigs ausgelassen, ihn auf die Hälfte gekürzt und trotzdem ist er die Zeit mehr als wert. Hier oben pfeift der Wind durch die Gräser, über die teilweise baumlose Hochebene und man fühlt sich in einer anderen Welt. Wir folgen den Grenzmarkierungen und dem Pfad Richtung Gipfel. Wunderbar einfach und wunderbar schön.
Auf der Komoot Karte habe ich noch ein „Highlight“, ein verstecktes Gipfelkreuz, ausgemacht, welches ich bei den vergangenen Begehungen nie entdeckt habe. Mit Hilfe des technischen Gerätes suche ich danach, finde es, kraxle die wenigen Steine hoch und stehe neben dem Kreuz, mit einer bunten Glasschale in der Mitte. Wow. Ein wirklich schönes Flecken Erde: der Sesselplatz. Vom Grenzsteig aus nicht zu sehen und nur zu finden, wenn man danach sucht, ist es noch ruhiger und einsamer, als der Steig schon an sich ist.
Den weiteren Weg zum Großen Osser legen wir zügig zurück, weil wir uns auf die Hüttenterrasse freuen. Einzig der letzte wurzelige, steinige, steile und kurz mit einem Stahlseil gesicherte Anstieg bremst den Vorwärtsdrang aus. Oben wartet dafür ein Weizen/Kaffee und Kuchen auf uns. Bei dem guten Wetter ist der Punkt sehr gut besucht und voller Leben ohne überfüllt zu wirken. Wir genießen die Zeit und die Stimmung. Das Leben kann so schön sein.
Es geht hinüber und kurz noch hinauf zum Kleinen Osser, dem wilderen Bruder, der ausgesetzter ist. Dort halten wir nochmal inne und genießen die Zeit. Ein Tag ohne Druck, ohne Müssen, mit einer himmlischen inneren Ruhe.
Die bezaubernde Osserwiese ist der Schlusspunkt der Tour, bevor es auf steinigen Wegen zurück zum Ausgangspunkt geht.
Euer Thorsten