- Samstag, 2. Juli 2022
- 64,9km + 600 HM
- 7 h 56 min
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Raus aus den Federn, Kaffeemaschinen anschmeißen (Überlebenswichtig!!!) und das Müsli rauskramen.
Hört sich nach einem gelungenen Morgen an? Finde ich auch!
Mareike ist mir ihrer guten Freundin übers Wochenende weggefahren und meine lieben Laufpartner starten am Sonntag beim Challenge Roth (wie man nur freiwillig zum Schwimmen geht, ist mir bis heute ein Rätsel…) an der Start- und hoffentlich auch Ziellinie.
Was also tun? Ganz richtig. Das 9€ Ticket nutzen in den Zug bzw. die Züge steigen und 50 min nach Neumarkt in der Oberpfalz fahren (glaubt mir – auch Samstag Morgen sind sehr viele Menschen unterwegs und die sind nicht alle auf dem Heimweg von der Disco)
Station 1 soll die Hauptquelle der Schwarzach, der Irlgraben auf dem Tyrolsberg sein. Was soll ich sagen? Laut der Aufzeichnung habe ich den Bach gefunden und überquert. Tatsächlich habe ich bei meinem Lauf vom Bahnhof in Neumarkt rein in den Wald und rauf auf den Berg viel gesehen, aber kein Wasser. Egal Schön ist es hier und ich freue mich die Wandermarkierung der von mir geliebten Zeugenbergrunde zu sehen (die mir im Lauf des Tages noch einmal über den Weg „läuft“).
Bei Rittershof entdecke ich den Bach zum ersten Mal, der an dieser Stelle schon mehrere Zuflüsse hatte und größer geworden sein muss. Hier heißt er je nach Lesart Irlgraben, Schwarzach, Stadtbach. Rein geht’s nach Neumarkt, wo die Schwarzach zum Teil durch unterirdische Rohre geleitet wird, über einen Flohmarkt mit einigen interessanten Gestalten und Richtung Norden aus der Stadt heraus.
Mittlerweile ist die Sonne auch vollständig aufgewacht und sagt mit aller Lebensfreude und Energie: „Guten Morgen lieber Läufer“. Nun folgen viele Kilometer auf freier Fläche, ohne Schatten und mit relativ gleicher Landschaft. Ich koche vor mich hin, laufe zügig und frage mich kurzzeitig, ob ein solch langer Lauf nur 2 Wochen nach dem BETHANG (siehe dazu folgenden Beitrag) für den Kopf sinnvoll ist. In Unterölsbach entdecke ich bei ca. km 30 einen Brunnen unterhalb des Friedhofs. Ich wachse Beine, Arme und den Kopf mit kaltem Wasser. Die Capy wird schön nass gemacht, damit sie einige Zeit den Kopf kühlen kann.
Der Aufstieg nach Gnadenberg etwas später ist definitiv lohnenswert. Nicht nur wegen dem nächsten Friedhof zum Flaschen auffüllen, sondern vor allem wegen der gewaltigen und beeindruckenden Klosterruine mitten am Wegesrand. Klasse! Kannte ich vorher nicht und war die bisherige Mühe schon wert. Kurz darauf verlassen wir den Landkreis Neumarkt und tauchen ins Nürnberger Land ein. Gleich fühlt es sich im Kopf vertrauter an. Die vertrauten Pfade an Prackenfels und Burgthann vorbei, die langen Geraden in der Sonne nach Ochsenbruck laufe ich nicht oft, aber zumindest so oft, dass ich sie gut kenne. Es wird langsam körperlich zäh und ich nehme schon seit einiger Zeit brav Salztabletten und esse meine Riegel. Beim Erreichen der wundervollen Schwarzachklamm fasse ich den Entschluss beim Brückkanal mir etwas leckeres zum Trinken zu kaufen und mich in den Biergarten zu setzen. Km 48 ist es so weit und ich bekomme meine Radlermaß – ein Gedicht. Dieser Moment der Ruhe und das erfrischende, kühle Getränk wecken den Kopf wieder auf. Die Beine sind natürlich nicht frisch, aber der Kopf sagt: „Es geht weiter“.
Die Baustellen an der A9 waren mir schon leidvoll bekannt und ich wusste, dass ich den Verlauf des Flusses verlassen muss. Ich folge dem Alten Kanal ein paar Kilometer und treffe erst nach Röthenbach bei Sankt Wolfgang wieder auf die Schwarzach. Mittlerweile ist der Fluss schon zu einer sehr staatlichen Größe angewachsen und hat rein gar nichts mehr mit dem Bach in Neumarkt gemein. Durch Wendelstein geht`s hindurch und rein in den Endspurt.
Den ein oder anderen Anstieg gehe ich nun und laufe nur noch im Flachen oder abwärts. Ich beginne zu überlegen, wie ich beim Ort Schwarzach am besten den Zusammenfluss von Schwarzach und Rednitz und damit das eigentliche Ende der Reise erreichen kann. Ich entscheide mich, vom Süden aus über ein Feld zu stapfen, zu stolpern und so den Punkt zu erreichen. Es klappt. Ich sehe das Ende der Reise, von der Geburt des Flusses, sein Wachstum bis zum Ende und zur Auflösung und Unterstützung eines anderen Stromes. Danke für diesen schönen Tag.
Zufrieden und völlig gelassen trabe ich die letzten wenigen Kilometer nach Schwabach nach Hause.
Euer Thorsten