Wenn ich nur noch in einer Region in Deutschland wandern und laufen dürfte, wäre DER Wald, der Bayerische Wald oder wie die Waidler sagen, der Woid, sehr wahrscheinlich der Ort meiner Wahl. Nachdem ich letztes Jahr keine Gelegenheit gefunden hatte, diesen Sehnsuchtsort zu besuchen, scheint es mir dieses Jahr nun gleich mehrfach zu glücken und mit dem U.TLW zu starten. Daran schließt sich ein wunderschöner Urlaub mit meiner Verlobten an, der mit vielen Ausflügen gespickt ist und eben auch eine Wanderung, einen morgendlichen Streifzug auf den Hausberg von Lam oder einen Spaziergang am kleinen Arbersee bereichert wird.
Also auf in den Woid und hinein in einen besonderen Landstrich.
6. U.TLW – warm, wärmer, der Wettkampf
- Samstag, 5. Juli 2025
- 56 km + 2600 HM
- 9 h 40 min
Zurück im Lamer Winkel, zurück auf der großen Runde um dieses schöne Fleckchen Erde, zurück beim „Klassentreffen der Trailrunningszene“. Wenn ich diesen Lauf kurz skizieren müsste:
Eine völlig logische und natürliche Streckenführung mit sehr technischen Passagen, fordernden Trails, purer Natur, kompetitiven Starterfeld und einer erstklassigen und feinen Organisation.

Schon die Abholung der Startunterlagen im Seepark Arrach ist sehr gut organisiert und klappt reibungslos. Die meisten Teilnehmer scheinen auch dieses Jahr Wiederholungstäter zu sein oder zumindest Erfahrung auf diesen Streckenlängen mitzubringen. Auf jeden Fall lohnt sich die Übernachtung vor und nach dem Rennen, also über das ganze Wochenende, um in diesen Lauf einzutauchen. Stichwort: Abschlussparty am Samstag mit Live-Musik sollte man erlebt haben.

7:30 am Morgen werden wir auf die Strecke geschickt, die viel Sonne und Wärme für uns bereit halten wird. Die Organisatoren werden darauf mit zusätzlichen Wasserständen und kalten Wasserschüsseln mit Schwämmen ausgezeichnet reagieren. Ein Lob dafür.


Wie (leider) immer reagiert das Teilnehmerfeld bis zur VP 1 beim Eck hektisch, schnell und unrhythmisch. Ich bleibe ruhig, ordne mich hinten ein und versuche den ersten längeren Anstieg in meinem Tempo zu bewältigen. An den Verpflegungspunkten gibt es Essen und Getränke in großer Auswahl und Menge.




Erst ab da beginnt das eigentliche Rennen: Wir müssen auf dem 8-Tausender-Weg vom Eck zum Große Arber mit dem VP 2. Ein traumhaft schöner Wanderweg ist der berühmte Goldsteig auf diesem 16 km langen Abschnitt. Immer wieder Weitsicht, viele Gipfelkreuze, herrliche Natur, schwierige Trails, viele Höhenmeter (gut 1000) und für Neulinge eine Überraschung, wie lange sich dieser Abschnitt ziehen kann (für Wanderer gibt man 7 Stunden Gehzeit an). Ich spüre die Wärme, versuche keinen Druck aufkommen zu lassen, überhole und werde überholt (letztendlich schiebe ich mich im Teilnehmerfeld gegen Ende des Abschnitts weiter vor). Ich bin in meinem Element und genieße die Zeit trotz aller Anstrengungen – leicht ist hier nicht. An der Chamer Hütte, kurz nach dem Kleinen Arber mit seinem steilen Aufstieg und zum fordernden Abstieg, trinke ich noch einmal kräftig am Brunnen, bevor ich den letzten Anstieg zum König des Bayerwalds, dem höchsten Punkt im Woid angehe. Zuletzt geht es über Treppenstufen (schau mal einer an, die alten und hohen Stufen sind gegen neuere und gnädigere ausgetauscht worden) hoch zum Gipfel, hoch zu den Touristen Massen und im kurzen aber lustigen Downhill durch die Menschen hinunter zu VP 2 am Berggasthof.



Nach ein paar in Salz getränkten Tomaten (lecker!) geht es in den langen Downhill zum Kleinen Arbersee (der größer ist als der Große Arbersee – die Bezeichnung geht auch auf die Zugehörigkeit zu den namensgebenden Gipfeln zurück und ihre heutige Ausdehnung ist von Menschenhand beeinflusst). Zuerst führt uns ein fester Schotterweg, der zum ballern einlädt, hinab, bis wir auf einen kleinen Singletrail abbiegen. Etliche (vor allem männliche) Läufer lassen es hier richtig laufen, während ich versuche die Oberschenkel zu schonen. Zu leicht fange ich mir hier Krämpfe ein und leide dann bis zum Ende darunter – da ich sie auch heute ganz leicht spüre, bin ich lieber vorsichtig (ich kann schon einmal verraten, dass es auch nicht allen gut bekommen ist).
Den See streifen wir nur kurz und gehen dann in den mit Abstand längsten Anstieg des Rennens: zum Zwercheck einem Gipfel über 1300 Meter (der dritthöchste Gipfel der heutigen Tour) und an der deutsch-tschechischen Grenze gelegen
VP 3 liegt an der Scheiben, einem Skilanglaufzentrum im Winter, und kurz vor dem letzten, dem steilsten und schwierigstem Abschnitt im Anstieg. Dieser besagte Abschnitt geht über Wurzeln und Steine mit vielen natürlichen Tritten und Stufen fordernd hinauf. Ich bin nun langsamer als gewollt, aber noch immer fokussiert und frohen Mutes.

Oben geht es im kaum laufbaren Gelände ein Stück flach dahin, bevor wir auf schönen Trails ein ganzes Stück zu einem breiten, gut ausgebauten Schotterweg absteigen. Nun heißt es Gas geben – zumindest wenn es geht. Ich kann noch laufen, aber nicht mehr so schnell, wie ich gerne würde. Die Wärme macht mir nun zu schaffen. Aber es geht vorwärts. Wer hier nur noch gehen kann, verliert einiges an Zeit. Manch einer steht am Rand und versucht sich zu dehnen. Ich werde aber auch von einigen überholt. Es wird neu gemischt.




Bis es auf einmal Plopp macht und wir vor dem letzten Anstieg des Tages, dem Ossersteig, stehen. Der Aufstieg ist gegen Ende des Rennens eigentlich immer fordernd, aber steigt gut gehbar an und ist im oberen Bereich hübsch anzusehen, bevor man relativ unvermittelt vor dem Großen Osser steht. Über hohe, ungleichmäßige Steinstufen geht es ein paar Schritte zum VP 4 hinab (hier falte ich die Stöcke zusammen und hänge sie an den Rucksack) und von dort die letzten Schritte hinauf zum Kleinen Osser (dem deutlich ruhigeren und wilderen der Zwillingsgipfel). Konzentration ist nun bis zur Ziellinie gefragt. Hinab vom Gipfel, über die mit Steinen übersäte Osserwiese (traumhafter Ausblick), weiter hinab auf großen Steinen zum Sattelparkplatz und hinein in dem Tromsö-Abschnitt. Auf früheren Wanderkarten war dieser Steig gar nicht verzeichnet, auf neueren ist er als T4 gekennzeichnet. An vielen Stellen müssen die Hände zur Hilfe gezogen werden, Schwindelfreiheit ist sehr nützlich und man sollte es tunlichst vermeiden zu stolpern. Der ganze Weg bis zur Kapelle Maria Hilf zieht sich. Obwohl es leicht abfallend ist, kommt man häufig nur sehr langsam vorwärts (wer eine ausgezeichnete Trittsicherheit vorweist und noch konzentriert ist, kann hier richtig viel Zeit auf die Anderen gut machen). Dieser Abschnitt kommt so unerwartet heftig, dass Neulinge völlig irritiert sind. Nach der Kapelle geht es mit dem Holy Trail etwas vereinfacht, aber immer noch fordernd, weiter. Den Marktplatz mit dem Zielbogen und der Moderation hört man schon seit geraumer Zeit, während man immer noch durch den Wald läuft und auf den letzten Abstieg über eine Wiese hofft. Aber jeder Spaß hört irgendwann auf: Rein in den Ort (an allen kleinen Kreuzungen wird der Verkehr für einen gestoppt) und direkt ins Ziel. Ein voller Markplatz mit Terrassen der Gaststätten, Zuschauern, lauter Musik, Moderation, Geräuschen wartet auf einen. Die Stimmung ist heftig gut und wirkt nach den Stunden in der Natur noch heftiger. Geschafft


Zur Kötztinger Hütte auf dem Kaitersberg
- Montag, 7. Juli 2025
- 4,5 km + 260 HM
- 1 h 14 min
- Rundweg
Eine kurze Wanderung sollte es werden. Eine Wanderung mit Einkehrmöglichkeit, mit Auf und Ab, mit Natur, etwas fordernd und am besten Ausblick. Da bietet sich der Kaitersberg mit der Kötztinger Hütte und seiner gemütlichen Terrasse perfekt an!



Am Wanderparkplatz vor Hudlach (Achtung Zufahrt nach Hudlach nicht gestattet) stellten wir unser (geliehenes) Auto ab und wanderten zuerst auf einfachen Schotterwegen leicht aufwärts durch Wald und relativ lichte Flächen, bevor wir in den wurzeligen Aufstieg zur Steinbühler Gesenke (einer Felsformation mit immer wieder schönen Ausblicken) gingen.



An der Kötztinger Hütte (einem urigen Berggasthof) gönnten wir uns als erste Gäste eine kurze Einkehr und beobachteten den langsam sich zurückziehenden Nebel an den gegenüberliegenden Hängen und die nach uns ankommenden Wanderer und Wanderinnen, welche vermutlich von den Rauchröhren kamen und eine komplette Überschreitung eingeplant haben, bevor wir vorbei am Mittagsstein in den Abstieg gingen und steil zum Ausgangspunkt zurückwanderten.
Wiederholung jederzeit gerne










Zum Schwellhäusl und Hans-Watzlik-Hain
- Mittwoch, 9. Juli 2025
- 5,5 km + 90 HM
- 1 h 22 min
- Rundweg
Mehr ein längerer Spaziergang als eine Wanderung. Vom Wanderparkplatz ging es hinein in den Wald und dann auf dem Urwald-Lehrpfad im Hans-Watzlik-Hain, einem der letzten Urwaldreste in Deutschland. Wenn ich an die Wälder, bzw. vielmehr Forste, bei uns in Mittelfranken denke, dann ist der Kontrast sofort augenfällig.

Über breite Wege ging es anschließend zum Schwellhäusl, einer alten Triftklause, mit einer sehr beliebten und häufig auch gut besuchten Einkehrmöglichkeit, die wir nicht ausließen. Von dort folgten wir einem alten Triftkanal, bzw. einer Zuleitung, einem Schwellgraben auf leichtem und sehr viel begangenem Weg immer direkt am Wasser.
Keine Tour mit großen und spektakulären Highlights, sondern vielmehr ein kleiner Ausflug mit im ersten Moment unauffälligen Schönheiten.






Großer Arber – auf dem König des Bayerwaldes
- Freitag, 11. Juli 2025
- 4,7 km + 70 HM
- 1 h 24 min
- Zielweg
Der höchste Berg im Woid. Ein extrem beliebtes Ausflugsziel, weil es sich mit dem Rad, zu Fuß oder ganz einfach mit der Seilbahn erreichen lässt, und oft sehr gut besucht ist. Wie die Menschenmengen am besten umgehen? Vor der ersten Gondel den Gipfel zu Fuß erklimmen, war in unserem Fall keine Option, obwohl es sehr reizvoll gewesen wäre, weshalb wir beschlossen, uns Nachmittags mit der Gondel auf den Gipfel bringen zu lassen und anschließend nach der letzten Gondel hinabzuspazieren. Es hat sich gelohnt! Zum Gipfelkreuz und der Arberkapelle konnten wir schon in Ruhe schlendern, im Arberschutzhaus war es sehr ruhig (es waren nur noch Übernachtungsgäste vor Ort) und dann konnten wir in aller Ruhe gemütlich über breite und bequeme Schotterwege nach unten zum Parkplatz an der Talstation der Gondel spazieren, den Ausblick genießen, den neuen MTB-Parcours bewundern und durchatmen.








Guten Morgen Großer Osser
- Samstag, 12. Juli 2025
- 13,1 km + 760 HM
- 2,5 h
Mein „Hausberg“: der Große Osser, das Matterhorn des Bayerischen Waldes. Ich habe ihn schon unzählige Male auf verschiedenen Wegen bestiegen, aber eben noch nicht auf allen und noch nie zum Sonnenaufgang bzw. kurz danach. Es wird Zeit, dies nachzuholen.
Den Wecker hatte ich für den Notfall auf 5:00 gestellt, aber schon kurz nach 3:30 war ich wach und voller Vorfreude und auch etwas nervös. Alleine in der Dunkelheit in den Anstieg. Der Rucksack war schon am Vorabend gepackt, die Stirnlampe bereit gelegt und um 4:20 ging es dann (ohne Frühstück) los. Kurz, kurz gekleidet war es im Anstieg schon frisch, aber noch erträglich, weil die Sonne schon sehr bald sich langsam den Weg bahnte und es zu dämmern begann. Nach der Hälfte des bisher einfachen Anstiegs ging es auf einen sehr wurzeligen und nicht ganz einfach zu begehenden Weg die nächsten 300 Höhenmeter hoch, bevor ich mit Sonnenaufgang nach 90 Minuten am Gipfelkreuz stand. Schnell rein in die Jacke, weil es mit dem Wind nun doch deutlich zu kalt ist, und das Belohnungsbier raus aus dem Rucksack. Am Kreuz hinsetzen ist bei dem Wind keine gute Idee, also ein paar Schritte hinunter zum Schutzhaus und dort den Sonnenaufgang auf tschechischer Seite genießen (das Bier auf leeren Magen war lecker, aber auch nicht ohne). Ein Traum! Ein Traum den ich jederzeit wiederholen würde. Die Farben, der Nebel, die Lichtspiele


Den Downhill über die Osserwiese und vorbei an der Kapelle Maria Hilf nehme ich mit Schwung und habe zum ersten Mal seit Tagen das Gefühl, dass die Müdigkeit des Wettkampfs verschwunden ist. Es rollt und rollt und irgendwann stehe ich wieder im Hotelzimmer, begrüße meine Liebste und freue mich auf Kaffee und Frühstück.











Kleiner Arbersee mit Triftsteig
- Samstag, 12. Juli 2025
- 8 km 250 HM
- 2 h 6 min
- Rundweg
Der Kleine Arbersee (eigentlich ist er größer als der Große Arbersee, was an den menschlichen Eingriffen liegt) zu Füßen des Kleinen Arber (die Namensgebung ist an den Bergen und nicht an der Fläche ausgerichtet) darf mit dem Privat-PKW nicht angefahren werden (halten sich nur nicht alle dran…) und muss zu Fuß oder mit der Bimmelbahn erreicht werden. Wir wählten die Variante zu Fuß und nutzten am dem Parkplatz den Triftsteig mit seinen Infotafeln (wir lieben Infotafeln!) für den Aufstieg. So gerät der Aufstieg zu einer informativen und kurzweiligen Angelegenheit, mit kleinen optischen Highlights. Oben angekommen ging es im Uhrzeigersinn um den See und durch die mittlerweile relativ kahlen Hänge (der Borkenkäfer lässt grüßen), die sich mit neuem Leben füllen. Beeindruckend, wie die Natur wieder neu aufersteht. Eine Kleine Einkehr später geht es auf dem Zufahrtsweg zügigen Schrittes zurück. Definitiv bevorzuge ich den „Kleinen“ Bruder, wegen seiner größeren Ruhe und der umgebenden Natur (auch wenn der Seewandsteig beim großen Bruder schon sehr beeindruckend ist!)








