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Silvesterlauf Pleinfeld – wie das Gefühl täuschen kann

Die letzten Jahre stand immer ein Silvesterlauf auf meiner Liste. Zuerst war es einige Male die Veranstaltung in Nürnberg und seit 2015 dann Pleinfeld, weil mir die früherer Startzeit, die bessere Erreichbarkeit, die weniger volle Strecke und der Streckenverlauf am Brombachsee einfach besser gefallen…

Zieleinlauf mit der Gewissheit einer guten Zeit im Nacken

 Dieses Jahr fiel mir die Wahl aber schwerer als sonst üblich – zur Auswahl stand zwar nicht Nürnberg, aber dafür der Winter Ultra (früherer Silvester Ultra) auf der Zeugenbergrunde um Neumarkt in der Oberpfalz einen Tag vorher. An Silvester wollte ich nie einen Ultra laufen, weil ich mich zu gut kenne und weiß, dass ich die kleinen oder großen Feierlichkeiten an Silvester einfach verschlafen würde. Dieses Jahr wurde die Veranstaltung aber einen Tag vorverlegt und wurde auf einmal terminlich sehr interessant.
50km durch eine schön hügelige Landschaft oder 9km mit einem Hügel waren die Optionen – und ich habe mich tatsächlich einmal für die kürzere Variante entschieden.
Warum? Weil ich derzeit einfach Bock auf schnell habe und ich im neuen Jahr bis zum Seenländer Ultratrail im April noch genug lange Einheiten laufen darf/kann/muss. Derzeit genieße ich es einfach, dass mein Tempo wieder steigt – das habe ich 2018 so sträflich vernachlässigt…

31. Dezember 2018:
Anreise und Parkplatzsuche wie immer unproblematisch. Startnummernabholung und Sitzgelegenheiten in der Halle am Start/Zielgelände mit einer Spitzenauswahl an Getränken und Verpflegung.
Die Startnummer muss ich vor Ort noch bezahlen; macht 7€ – eigentlich viel zu günstig. Nur leider leg ich dem netten jungen Fräulein einen größeren Schein hin und sie gibt mir zu wenig heraus…
Den Fehler bemerke ich erst später und möchte mich dann auf keine Diskussion einlassen – dann habe ich dem Verein halt 10€ gespendet. Gibt schlimmeres im Leben.
10 Uhr 40 gehts los und ich frier in kurzen Hosen und dünn angezogen beim warten auf den Startschuss doch ein klitzeklein wenig…

Auf den Lauf und die Strecke freue ich mich jedes Jahr!
Yeah geschafft!!!

Die ersten 4 Kilometer geht es nur aufwärts auf den Hügel bei Rammsberg. Mal flacher, mal steiler, aber immer nur hoch. Die anderen Läufer drücken sich an mir vorbei, keuchen wie verrückt und sehen schon jetzt fertig aus. Abwarten – meine Zeit kommt. Bergab zum Brombachsee lass ich es rollen, sammel ein und komm in meinen Rhythmus. Die Strecke zu kennen, zahlt sich einfach immer aus. Am See entlang läuft es sich flüssig, nur das Gefühl in Wettkampfstimmung zu sein, kommt nicht. Ich habe Lust zu laufen, ich habe Lust schnell zu laufen, aber das letzte herauszuholen klappt nicht. Einige Mitläufer werden trotzdem eingesammelt. Manch einer wehrt sich keuchend noch den einen oder anderen Kilometer. Ich rechne in den nächsten Kilometern im leichten auf und ab an der Südseite des Sees schon mit einer schlechten Endzeit, wie 2017. Den letzten Hügel hinauf und vom See weg lauf ich gefühlt mit angezogener Handbremse, den Blick immer noch auf den gleichen Läufer wie vor 3km gerichtet. In die letzte Senke hinein konnte ich es die letzten 3 Male immer knallen lassen, heute will ich dies gar nicht. Ich habe immer noch kein Gefühl für die Endzeit. Noch einmal kurz hoch und dann leicht abwärts zur Ziellinie. Noch 400m ich schau auf die Uhr und sehe eine verdammt gute Zeit! Arschbacken zusammenkneifen und zum Zielsprint ansetzen, den anderen Läufer einfach stehen lassen und in 39min 29sec ins Ziel mit einem Grinsen und nicht auf der letzten Rille einlaufen. Persönliche Streckenbestzeit eingestellt! Und das unerwartet… Ich grinse die nächsten Stunde wie ein kleines Kind zu Weihnachten und freue mich diebisch über den Coup. Vielleicht ist es besser, nicht bei jedem Wettkampf ständig auf die Uhr zu schielen und es einfach nur einmal nach Gefühl laufen zu lassen.

Viele Grüße,
Thorsten

Strava Aktivität

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