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„Heimkommen“ – ein langes Wochenende in der Natur

Oed
Oed ist ein kleiner Ort in der Gemeinde Etzelwang im Kreis Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz – kann man kennen, muss man nicht kennen. Was befindet mich mit diesem Ort?
Viel! Extrem viel! Mit 18 Jahren lernte ich dort die Hütte des Trubachtaler Vereins kennen, was ich meinem besten Freund zu verdanken hatte. Die nächsten ca. 3 Jahre verbrachten wir so unglaublich viele Wochenenden, Urlaube, Silvester, Geburtstage und was sonst alles noch da draußen, feierten, arbeiten an der Hütte, lernten neue Dinge, sprachen über so viele wichtige Dinge, dass ich diese 3 Jahre überhaupt nicht missen möchte – ja, sie sogar für extrem wichtig erachte.
Und dann habe ich auf dieser Hütte auch noch meine Frau kennen gelernt…
Wenn ich sage, dass die Erlebnisse auf dieser Wanderhütte mir sehr viel bedeuten, dann übertreibe ich nicht.

Ausgangssituation
Freitag, Samstag, Sonntag und Pfingsmontag habe ich frei!!! Was mit dieser Konstellation anfangen? Hotels haben noch nicht offen…
Dann lieber vorsichtig nachfragen, ob die Hütte an diesen Tagen noch nicht belegt ist, Glück haben, sie reservieren und weiterplanen. Freitag bis Sonntag könnten wir die Eltern mit auf die Hütte nehmen und Sonntag auf Montag eine befreundete Familie mit dem lieben und geschätzten Laufpartner und Freund Flo vom Morgenspaziergang einladen und siehe da: die Planungen gehen auf!

Raus auf die Hütte!
Mareike muss Freitag noch arbeiten. Wie die freie Zeit nutzen… Mal Komoot anschmeißen und Schwabach-Oed eingeben. Siehe da: sind ja „nur“ 50km. Also ein paar Veränderungen einbauen, um die Strecke schöner zu gestalten und dann landen wir bei 62km. Hört sich gut machbar an. Ihren Segen habe ich und so geht es kurz vor halb 9 am Morgen nach einem ordentlichen Frühstück auf die Strecke. Das Wetter ist windig, regnerisch und nicht wirklich warm – deswegen werden 1,5 Liter Wasser eingepackt und locker losgetrabt.
Über Wendelstein geht es nach Feucht und die meisten von Komoot angedachten Wege sind vernünftig laufbar und es geht gut vorwärts. Nach Ungelstetten beim Autobahnkreuz sind nicht mehr alle Wege richtige Wege: Rückewege oder weglose Passagen tauchen auf, bremsen aus, kosten Kraft. Ich trinke mehr als gedacht… Mal schauen.

Die Richtung stimmt


7 bis 8 Stunden sind angedacht und noch liege ich auf Kurs unter 7.
Und dann treffe ich auf die weite und offene Landschaft westlich von Waller (allen Skilangläufern ist dieser kleine Weiler sehr gut bekannt) mit seinen unzähligen Windrädern. Viele Kilometer im Nirgendwo…
Dieser Abschnitt ist mir noch vom Paul-Pfinzing Weg in schlechter Erinnerung – damals schob ich es jedoch auf die Erschöpfung und die Wärme.
Aber NEIN: der Abschnitt ist grauenhaft monoton und langweilig. Ich werde langsamer, fühle mich geschlaucht. Schalte auf die Kopfhörer die TAR-Playlist um mich zu motivieren (das hilft sogar!). Wieder regnet es und ich hole erneut die Regenjacke raus: heute bin ich wenigstens so eingestellt, dass ich mir die Mühe mache, den Rucksack so oft wie nötig abzusetzen, um an die benötigten Sachen zu kommen. In der Vergangenheit habe ich dies aus Faulheit zu oft nicht gemacht und bitter bezahlt…

Ein kleiner, feiner Singletrail bei Alfeld


Die Strecke wird besser und nördlich von Alfeld spukt mich ein wunderschöner Trail aus. Nun bin ich da angekommen, wo ich die ganze Zeit schon hinwollte. Hier liebe ich die Landschaft, die Strecken, die Trails!!! Ich laufe hinüber zum Schottenloch, einem Naturschutzgebiet, welches durch seinen Bacherlauf in einem Tal und seinen herrlich grünen Wiesen gekennzeichnet ist. Hier werden bei 3 Bachdurchquerungen die Füße herrlich nass – eine wunderbar kindliche Freude 🙂

Das Schottenloch – um nicht zu verbuschen, werden Schafe eingesetzt


Durchs Gatterl geht es rauf auf die Schafsweide und mitten hindurch. So lebendig habe ich mich bei dem Lauf noch nicht gefühlt hat. Der steile Singletrail hinauf nach Heldmannsberg ist genial, aber meine Wasservorätte sind nun erschöpft – ich hätte definitiv mehr als diese 1,5 Liter einstecken sollen. Über semispektakuläre Waldwege geht es nach Haunritz und von dort auf wieder süßen Pfaden zu einer Quelle: dort kann ich wunderbar klares und kaltes Wasser abfüllen und so viel trinken, wie das Herz begehrt. Die letzten Kilometer nach Weigendorf und Oed sind nun nicht länger eine Herausforderung!

Mit langsameren Schritten durch die Natur
Samstag steht eine etwas längere Wanderung an. Mareike und meine Eltern hatten mir hierfür freie Hand gelassen, was ich prompt für eine etwas längere Tour ab der Hütte durchs weitere Umland zu nutzen wusste. Auf eine zeitlich aufwändige Anfahrt wollten wir verzichten, um keinerlei Druck zu haben. Die ersten Schritte führen uns nach Ernhüll zum sogenannten Panoramakino, einem Aussichtspunkt mit schönem Blick auf die umliegenden Hänge, Wälder und dem Steinbruchhang (nur wer kam auf die Idee das Ortsschild mitten in diesen Blick zu stellen?).
Lichtenegg mit seiner Burgruine ist unser markantestes Ziel auf der heutigen Tour. Durch die, leider noch geschlossene Gaststätte, führt einer der zwei offiziellen Wege hoch zur Ruine mit ihrer grandiosen Weitsicht. Ich weiß, die Ruine ist kein Geheimtipp und schon tausendmal besucht, aber an einem sonnigen Tag, wie heut einer ist, ist sie auch den x-ten Besuch wert. Die von Komoot angegebenen Höhenmeter sind nun schon vollständig zusammen – eine eklatante Fehlberechnung, die für mich nicht tragisch ist, meinen Mitwanderern jedoch noch ganz schön Kraft kosten sollten.
Haunritz nützen wir für eine kleine Rast an einer schönen Sitzgelegenheit auf dem Dorfplatz, um ein Wegbierchen zu verköstigen und die Bratwürste vom gestrigen Abend zu verzehren. Alles ohne Druck und ohne Stress. Und erst der Abstieg nach Haunritz durch eine steile, steinige und mit Trockenrassen versehene Handlandschaft! Zauberhaft!!! Dazu der Blick auf den Kletterfelsen Alter Fritz…

Dorfplatz in Haunritz – mit Anspielungen auf den Alten Fritz


Rüber nach Hartmannshof und auf einem für mich neuen Pfad am Zementwerk vorbei und genial etwas steiler aufwärts zur Hochfläche von Hunas und zu den Wegen direkt oberhalb des Steinbruchs. Jetzt wird einem erst bewusst, wie gewaltig die Dimensionen eines solchen menschlichen Eingriffs ausfallen. Nötig? Wahrscheinlich schon. Aber man sollte sich eines solchen Anblickes bewusst sein.

Der Steinbruch bei Hartmannshof


Die letzten Meter hinunter nach Oed, vorbei an der alten Mühle und hoch zur Hütte schlauchen jetzt alle meine Mitstreiter. Ja, es war länger, höher, aber auch schöner als erwartet.

Kleine Trailrunde mit technischen Unzulänglichkeiten
Sonntag Morgen – Wetter bescheiden – kalt, nass: Zeit für den Knappenberg!!!
Dumm nur, dass ich auf dem Weg zur Skisprungschnaze von Etzelwang auf den Ausknopf der Uhr gekommen bin… Und dann will die Uhr kein GPS finden. OK – es ärgert mich (vorallem, weil die Uhr ansonsten ein Musterschüler ist), aber ich beruhige mich, lass mir nicht die Freude nehmen. Der Weg hoch und über den Knappenberg ist ein Traum. Hier schalte ich ab, beruhige mich. Von Dort geht es über Ernhüll nach Weigendorf und über die DB Ferienanlage Luginsland zurück. Trails fein, schneller Straßendownhill. Trails Uphill. Gelungen!!!

Ernhüll

Schwere Beine, schöne Trails – angekommen im geliebten Umfeld
Durch den dunklen Wald über die Felder und Wiesen, durch eine kleine Allee und runter nach Lehendorf. Der Singletrail am Hang entlang zur DAV Hütte Röthenbach ist geil. Rüber nach Deinsdorf und dann auf meinem kleinen Speedtrail (OK – nicht heute bei den schweren Beinen) Downhill nach Oed. Den Hüttenuphill auf der Straße steil und lang nach oben – noch einmal etwas um die Pumpe zu fordern.

Oberhalb von Lehensdorf

Wie beurteile ich das Wochenende? Liebe Menschen, traumhafte Landschaft, Wetter nicht unbedingt gelungen, aber ein für mich perfektes Wochenende. Danke für die gute Zeit

Euer Thorsten

Weitere Fotos findet ihr auf meinen Nikon Image Space Konto