- Mittwoch, 8. September 2021
- 16 km + 290 HM
- Rundkurs
Ohne das geringste Wölckchen am Himmel begrüßt uns die Sonne in Grožnjan. Das verspricht ein seeeeehhhhhhhhr heißer Tag zu werden…
Dumm nur, dass der Parkautomat in dem beliebten Ausflugsort keine Scheine akzeptiert, wir nicht genug Münschen haben, Karten nicht akzeptiert werden un die Parkapp (eigentlich eine absolut geniale Idee: in den meisten Orten Istriens kann mit ein und der selben App Parktickets gekauft werden; so etwas würde ich mir auch für Bayern oder sogar Deutschland wünschen) auf meinem Handy Zicken macht. Eine Viertelstunde kaspern wir herum, bis wir endlich zum Aufbruch bereit sind.
Sofort tauchen wir auf die Trasse der ehemaligen Parenzana, einer Schmalspurbahn, welche sich durch Istrien gezogen hat und für die lokale Wirtschaft und Industrie eine große Bedeutung gehabt hat, ein. Keinerlei Gleise oder Bahnanlagen deuten auf die Geschichte hin. Ohne Hinweistafeln würde man davon nichts mehr vermuten. Bei genauerer Beobachtung mag man sich noch über die Kilometrsteine am Wegesrand wundern oder fragen, warum man für solch einen Weg Tunnel angelegt hat. Einer dieser Tunnel ist erstaunlich lang und wäre ohne die Beleuchtung mit Bewegungsmelder stockdunkel.
Bei Završje verlassen wir die Parenzana auf etwas über der halben Strecke und steigen zum Ort auf. Es ist eines dieser typischen istrischen Hügelstädtchen, die nie besonders groß gewesen sind, aber mit Mauern befestigt waren und aus massiven Steinbauten bestanden. Die meisten Häuser sind nur noch Ruinen, aber einige wenige sind liebevoll hergerichtet und bewohnt. Ein unglaublicher Kontrast, den man in Deutschland so nie finden würde. Die Landflucht lies nach und nach die jungen Menschen aus den vielen Orten verschwinden und lies Geisterstädte bzw. halbe Geisterstädte zurück. Faszinierend!
Nun beginnt der steilste Aufstieg auf immer schmäler werdenden Pfaden zum höchsten Punkt der Tour: Sveti Juraj
Einem Hügel mit großer Hochfläche, auf dem ein Wasserwerk (Wasser ist in Istrien ein kostbares Gut) und ein Aussichtspunkt (nicht für die öffentliche Nutzung gedacht) platziert sind. Zu diesem Zeitpunkt merken wir die Hitze und die Strecke nun. Wandern ist hier definitiv anstrengend. Die gleichnamige Kirchenruine liegt nur ein kleines Stück unterhalb der Spitze und wird von zwei gehobenen Ferienhäusern flankiert (zu erkennen am Pool und den Autos) – eine ungewöhnliche Verbindung.
Die letzten Schritte zurück zum Startpunkt verlaufen auf einem Höhenzug ohne nennenswerte Höhenunterschiede. Das anschließende Eis und den Kaffee runden diesen gelungen Tag in dieser Landschaft einfach ab. Istrien ist irgendwie meine Landschaft.
Euer Thorsten
Weitere Fotos findet ihr auf meinem Nikon Image Space Konto