- Sonntag, 2. Juni 2019
- 42,2 km + 1300 HM
- 5 h 08 min 38 sec
Start Nummer 3 beim Frankenweg-Lauf-Marathon und zum zweiten Mal auf der neuen Strecke unter dem neuen Organisator unterwegs. Also kann ich sagen, dass ich die Strecke schon einigermaßen kenne. Ziel ist es, die letztjährige Zeit zu unterbieten und mit sub 5h 15min einzulaufen, denn schließlich lief es letztes Jahr gar nicht rund und es wurde gegen Ende arg zäh, weil ich am Anfang mich an deutlich stärkere Läufer gehängt habe, um auf dem trailigen ersten Abschnitt den Straßenläufern zu entgehen – ein Fehler, der vermeidbar gewesen wäre. Der Wetterbericht hat zwar mehr als 30°C vorhergesagt, aber ich bin auf Grund des Trainingsstandes und einer defensiven Startstrategie sehr zuversichtlich.
Nachdem meine Liebste vergessen hat, dass sie mich hin- und zurückfahren wollte, bin ich über das Angebot einer Mitfahrgelegenheit bei zwei Läuferkollegen sehr dankbar. Für die Rückfahrt haben sich meine Eltern bereit erklärt. Also ist organisatorisch alles in trockenen Tüchern!
Leicht frisch ist der Morgen, als wir die übliche Belehrung vor dem Start in Gasseldorf erhalten. Keinen Dreck hinterlassen, Faltbecher mitnehmen, Markierungen lesen usw. Warum dies in aller Ausführlichkeit? Wahrscheinlich weil einige Starter im Rahmen des Cups um die Oberfränkische Marathonkrone zum ersten Mal auf einem Trail laufen und sich dies doch ein klein wenig vom Straßenlauf unterscheidet (und damit meine ich jetzt nicht den Untergrund selbst). Anschließend wird gemeinsam zum Startort und zum Wanderweg auf den nahegelegenen Hügel 10 min spaziert, bevor wir pünktlich auf die Anfangs zu schmale Strecke entlassen werden.
Manch ein eigentlich schneller Straßenläufer „verstopft“ im Downhill einfach den Weg. Das ist nicht böse gemeint, verursacht aber einfach Rückstau, weil er sich nicht laufen traut. Die ersten 20 Kilometer der Marathonstrecke sind optisch dafür einfach der Hammer und der Grund, warum ich bei dieser Veranstaltung immer nur über die Gesamtdistanz starten würde. Höhlendurchquerung, Riesenburg, die Hälfte der Höhenmeter gleich auf dem ersten 10er, Burg Gößweinstein, abwechslungsreicher Wald, am Hang entlang, der Wiesent folgend. Was will man mehr? Das kostet viel Zeit, aber immerhin ist die Sonne noch nicht voll da. Bei ca. Kilometer 15 schließe ich zu einem lustigen Thüringer auf, mit dem ich den restlichen Lauf gemeinsam bestreiten sollte. Wir quatschen über Ultras, vor allem dem Südthüringentrail, seine Heimat, Straßenläufer, weshalb die Zeit wie im Flug vergeht. Der Rhythmus passt und wir kommen gut vorwärts. Erst auf dem fein ansteigenden Wegen Richtung Pottenstein zwischen km 20 und 25 merke ich langsam, die Hitze und die Anstrengung. Zu allem Überfluss hat meine Uhr sich bei der Höhlendurchquerung auf bockig gestellt und zeigt mir nun rund 3km zu wenig an. Dank der gegenseitigen Motivation passieren wir aber gut gelaunt meine inzwischen eingetroffen Eltern kurz nach Pottenstein, sagen Hallo und arbeiten uns nach Kirchenbirkig bei 33km weiter vor.
Jetzt schlägt die Sonne unbarmherzig zu und die folgenden Kilometer im stetigen Auf über gefühlt unendliche Schotterwege mit wenig Schatten werden zur Belastungsprobe. Wir laufen noch, überholen einige andere Läufer, aber schnell sind wir nicht mehr. Ich mache mir immer größere Hoffnung, das selbst gesteckte Zeitziel tatsächlich zu erreichen. An jedem VP wird ausgiebig getrunken, die Mütze im Wasser getränkt und versucht den Körper etwas zu kühlen – die Zeit sollte sich später lohnen! Kurz vor Ende kommen noch zwei fiese Anstiege. Nach Leienfels geht es noch einmal brutal steil hoch, was ich noch einigermaßen vernünftig stapfen kann. Nur der letzte Hügel vor Obertrubach zwingt mich in ein sehr langsames Gehen. Egal – der Puffer ist so groß, das ich unbesorgt bin. Bergab lass ich es anschließend ins Ziel rollen.
5h 8min 38sec sagt die Uhr im Ziel, als ich hochzufrieden und auch erleichtert einlaufe. Es war hart, aber einigermaßen kontrolliert gelaufen – so mag ich das. Wahrscheinlich wäre bei kühleren Bedingungen noch mehr möglich gewesen, aber das juckt mich selbst in der Nachbetrachtung nicht. Ich habe das Gefühl, an diesem Tag die bestmögliche Leistung geliefert zu haben.
Euer Thorsten