- Sonntag, 18. September 2022
- Marathon + 1700 HM
- 5h 2min 33sec
2015 und 2018 bin ich hier in Heidelberg schon an der Startlinie gestanden. Beide Starts fielen in den Zeitraum meiner bisher größten läuferischen Leistungsfähigkeit. 2015 bis 2018 war ich schnell und voller Willen, mich zu quälen und auf der Strecke alles zu geben. Nach zwei Jahren Corona, die einen privat und beruflich gebeutelt haben, ist der frühere Speed nicht mehr vorhanden, der Kopf ruhiger geworden und musste dieses Jahr erst langsam wieder aufgebaut werden.
Langsam fügt sich alles und mein Kopf wird freier, das Tempo entwickelt sich und die Freude kehrt zurück.
Noch bin ich sportlich nicht da, wo ich früher Stand, das haben die Wettkämpfe im Vorfeld gezeigt, aber ich hoffe trotzdem nicht, dass ich zu weit davon entfernt bin.
In diesen guten Jahren bin ich knapp unter 5 Stunden geblieben und so hoffe ich dieses Mal, ohne einen totalen Kampf, auf eine Zeit unter 5:30. Ziel soll eine gute Renneinteilung sein, damit ich auch noch im letzten Downhill befreit laufen kann. Uphill will ich einiges laufen und im Downhill kontrolliert und ruhig hinunterlaufen und mich nicht von den „Wilden“ treiben zu lassen.
Und was soll ich sagen? Genau so hat es auch geklappt!
Ich war am Start bei 8°C und Wind mit meiner Jacke zu warm angezogen, musste sie gleich im ersten Anstieg ausziehen, habe dann im Wind hin und wieder leicht gefroren, aber es regnete nicht mehr, wie angekündigt war. Viele Anstiege konnte ich laufen, sogar die berühmte und berüchtigte Himmelsleiter bin ich schneller als je zuvor hochgekommen (und habe dabei gelitten und gekämpft). Mit knapp über 5 Stunden war der Zeitunterschied kleiner als erwartet, d.h. entweder ich bin wieder schneller als gedacht oder die Einteilung war gelungen. Auf jeden Fall ließ ich im Downhill etliche ziehen, joggte eher nach unten und schonte die Muskeln und konnte dafür den letzten Abstieg nach Heidelberg richtig ballern. Ein gutes Gefühl!
Nach meinem Empfinden hat die leicht veränderte Streckenführung minimal mehr Höhenmeter (dann wäre die Leistung noch näher an 2018 dran), bleibt aber eine gut laufbare Strecke ohne wirkliche technische Passagen (verglichen mit vielen anderen Trailwettkämpfen, also relativ betrachtet). Die Strecke führt sehr viel durch Wälder, lebt von seinem Tempo und weniger von der abwechslungsreichen Natur außen herum. Ich mag sie trotzdem, aber sie zieht nach meinem Empfinden mehr die schnellen Straßenläufer mit Lust auf Trail an, also die eingefleischten Trailläufer. Die 3 VP´s waren eigentlich ungünstig platziert, aber es wurde ja auch ein Trinkrucksack empfohlen. Der letzte Downhill vom Königsstuhl über zuerst grobe und große Steine und später durch den Schlossgarten und weiter auf Asphalt rein in die Stadt ist genial. Wer sich nicht verkalkuliert hat, kann mit viel Speed an den Besuchern Heidelbergs abwärts brettern und sich ein klein wenig wie Kilian fühlen. Herrlich!
Euer Thorsten