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Pandurensteig – die Natur ist aller Meister Meister, sie zeigt uns erst den Geist der Geister

Der Wanderweg

Nach über 250 Jahren ist diese Epoche der deutsch-österreichischen Geschichte für viele nur noch ein Randnotiz in einem Geschichtsbuch; dagegen war für die Menschen im Bayerischen Wald der Einfall der Panduren im Jahr 1742 unter der Führung von Freiherr von der Trenck eine Schreckenszeit, die lange im Gedächtnis blieb. Auf den Spuren dieses Feldzuges verläuft der heutige Wanderweg über 170 km von Waldmünchen in der Oberpfalz nach Passau in Niederbayern. Passiert Dörfer, Kleinstädte, geologische Besonderheiten, Burgruinen, Wälder, kleine Gipfel und endet in der großen Drei-Flüsse-Stadt Passau. Die ganze Tour ist als achttägige Wandertour entworfen worden und ganz markant mit einem schwarzen Säbel auf roten Grund markiert. Die Idee, diesen Weitwanderweg zu laufen, stammt von meinem guten Lauffreund Andy und die Zustimmung meinerseits war nur Formsache – blieb nur noch die Frage zu klären, auf wie viele Tage wir die Strecke aufteilen sollen…

Heute dient Trenck mehr als folkloristische Bereicherung

Im Gespräch war eine zwei oder eine drei Tage Variante, bei der wir uns für die längere entschieden, um die Zeit auf dem Weg mehr genießen zu können; angesichts der Schwere des Rucksacks und des Wetters war entspannt in der Umsetzung relativ zu sehen und drei Tage die definitiv richtige Entscheidung!

Pandurensteig Logo am Startpunkt in Waldmünchen

Vorbereitung

Bei der Planung kristallisierten sich einige Herausforderungen unterschiedlichster Natur heraus. Wir wollten die Unterkünfte so nahe, wie es uns möglich ist, an der Strecke haben, um kilometerlange Hin- und Rückwege auszuschließen, was zu einer gewissen Inflexibilität in der Planung der Tagesdistanzen führte. Am deutlichsten wurde dies am Anreisetag nach Waldmünchen, an dem wir die frühestmögliche Verbindung wählten, dreimal umsteigen mussten (es hat tatsächlich geklappt) und trotzdem erst nach 10 Uhr im Startort (nicht ganz am Startpunkt) ankamen. In Kombination mit einer über 60 km langen Etappe und den aus Sicht eines Großstädters frühen Essenszeiten in der Gastronomie im Woid gab es kaum Spielraum für lange Pausen. Pausen mussten auch gut geplant werden, d.h. es wurde sich vorab informiert, wo wir Getränke und Essen einkaufen können (und vor allem von wann bis wann), weil wir nicht zusätzlich noch große Mengen Verpflegung mittragen konnten. Wenigstens die Heimfahrt von Passau sollte einfach und unkompliziert und bis in die Nacht möglich sein. Wir legten die Umsetzung bewusst auf Donnerstag bis Samstag, um Einkaufsmöglichkeiten zu haben (Sonntag ist ein ganz schlechter Tag für solche Unternehmungen) und die Heimfahrt entspannt umsetzen zu können (Samstag Abend kommen wir in Nürnberg bzw. bei Andy München problemlos mit dem ÖPNV weiter).
Bei der Ausrüstung entschied ich mich bewusst für wenig (sehr wenig wäre auch gegangen, habe ich mich aber nicht getraut): Ich wählte einen 35 Liter Rucksack, der mehr eine Laufweste ist, so weit davon im gepackten Zustand noch die Rede sein kann. Bekleidung reduzierte ich mit einer Garnitur zum Laufen und einer Garnitur sauber für Abends auf das Nötigste – Merino sei Dank ging das auch relativ gut (über unsere Laufshirts sprechen wir trotzdem lieber nicht). Ich hatte jedoch für die Heimfahrt ein langes Unterhemd und ein Oberteil dabei (hier könnte man noch einsparen, allerdings ist dann bei schlechtem Wetter ein Aufenthalt am Bahnhof eine Qual). Kurze Hose zum Schlafen, keine Wechselschuhe, Ladekabel, ganz kleine Powerbank (Stichwort Zugticket auf dem Handy), Hygieneprodukte, 1,5 Liter Flüssigkeit (bei der Hitze schon knapp gewesen), wenige Riegel, leichte Stirnlampe und Regenjacke für den Notfall (nicht gebraucht, aber falls nötig unersetzbar), Erste-Hilfe-Set und Rettungsdecke. Klingt alles vielleicht nicht nach viel Material für drei Tage, aber führt auf dem Rücken beim Laufen trotzdem zu einer ordentlichen Belastung und sollte nicht zu gering eingeschätzt werden.

Tag 1: Waldmünchen nach Viechtach – Warmlaufen

  • Donnerstag, 7. August 2025
  • 64 km + 1480 HM
  • 10 h 4 min

Die Planung verspricht für den heutigen Tag wenig Spielraum. Die Anreise mit dem Zug (die einzig sinnvolle Variante bei einem Punkt zu Punkt Lauf über eine solche Streckenlänge) beinhaltet für mich ein dreifaches Umsteigen mit zum Teil weniger als 5 min Umsteigezeit und ein Start des Laufes gegen 10:00 – angesichts der Streckenlänge und der Notwendigkeit im Woid rechtzeitig beim Abendessen anzukommen (dort ist nichts mit nach 20 Uhr Abendessen) eine sportliche Nummer, bei der keine außerplanmäßigen Dinge eintreten dürfen. Der erste Umstieg hätte nicht geklappt, wenn ich mich auf die DB-App verlassen hätte (die derzeitige reale Unpünktlichkeit ist aber der DB schon bekannt gewesen – Baustellen fallen nicht vom Himmel), dafür waren alle anderen trotz der knappen Zeit erfolgreich – ein positives Erlebnis. Hätten wir nur einen Zug verpasst, wäre eine Wartezeit von einer Stunde unvermeidlich gewesen und wir wären schon in Cham ausgestiegen bzw. nicht umgestiegen und hätten dort den Startpunkt gewählt und die Strecke verkürzt.

Let’s go

Aber es klappte! In Waldmünchen ging es vom Bahnhof zum Marktplatz, dem Startpunkt des Wanderweges und von dort hinaus auf Waldwege Richtung der historischen Stadt Cham. Das Gewicht der Rucksäcke ist vom ersten Meter an bemerkbar und die Sonne kennt kein Erbarmen, weshalb es von Anfang an klar war, dass wir (fast) alle Möglichkeiten zum Getränkekauf nutzen müssten. Mehr als 1,5 Liter wollten wir beim besten Willen nicht mitschleppen – dafür waren die Rucksäcke zu voll mit all den anderen nötigen Dingen.

Leichte Waldwege auf meist sehr breiten Wegen begleiteten uns auf den ersten Kilometern. Passagen über Wiesen oder zwischen Feldern waren aber permanent eine Herausforderung: heiß, drückende Luft, extrem hell.
Wir kamen gut vorwärts und konnten diese kleine Bilderbuchlandschaft, mit ihren manchmal kitschigen Zügen bewundern. Hier ist nichts Wildnis, sondern eine reine Kulturlandschaft (einschließlich des Waldes) gepaart mit vielen zum Teil sehr schönen Kapellen, wie z.B. der Waldvereinskapelle oberhalb des Startortes. Nach etwas über 20 km erreichten wir die Luitpoldhöhe oberhalb von Cham und stiegen auf den steinernen Aussichtsturm empor; ja, in diesem Moment kann die Frage gestellt werden, ob dies zeitlich sinnvoll ist, aber letztendlich wollten wir diese Tour auch genießen und nicht nur einen Wettbewerb (der er körperlich so oder so wird) veranstalten. Die Fernsicht ist bei passendem Wetter gut und der leichte Wind tat mehr als gut.

Runter vom Turm, entlang ein paar Gedenkorte vom Typ Kaiserreich 1871-1914 und hinein in den Ort und zu einer nur wenig abseits des Weges gelegenen Bäckerei, in der wir die Neugier des Personals weckten. Eine kalte Sprite und etwas Süßes später kam die nette Inhaberin noch einmal aus dem Laden auf die Terrasse zu uns und überreichte uns als kleines Geschenk und Proviant zwei Käsebrötchen – wow, das ist lieb und völlig unerwartet. Dafür waren wir sehr dankbar und starteten mit einem Lächeln in den nächsten Abschnitt: dem hässlichsten der drei Tage. Wir passierten sehr schnell die Chamer Stadtmauer und liefen in die Chamer Senke. Neben und auf kleinen Straßen ging es kilometerweit zwischen Feldern meist geradeaus durch die Sonne. Nichts, aber auch gar nichts lockte hier das Auge und die Aufmerksamkeit und von der Sonne wollen wir nicht reden. Wir kommen hier zwar zügig vorwärts, aber der Motivation ist es nicht zuträglich. Erst der Große Rötelseeweiher bei km 30, einem Vogelschutzgebiet, beruhigte die Gemüter wieder und ließ uns unter Blätterdächern durchatmen, bevor wir in einen Wechsel von Trails und breiten Wegen und Straßen gingen. Wir hatten den Pandurensteig uns einfach vorgestellt, wenige Trails erwartet, jedoch trotzdem nicht so. Mut fassen. So wird es wahrscheinlich nicht (und wird es auch nicht) zwei weitere Tage weitergehen. Wir passieren die kleine Burg Thierlstein und arbeiten uns vorwärts. Langsam wird die Zeit knapper und bei km 47 nach 7 Stunden erreichten wir die ersten für uns sichtbaren Anzeichen des sehr langen (ca. 150 km) Geotops Pfahl welcher aus Quarz besteht und immer wieder beeindruckende Felsformen aus hellem Gestein bietet – leider fehlt uns heute langsam die Begeisterungsfähigkeit für ein solches Naturhighlight. Wir versuchen nun weiter zügig und ohne Rast weiterzulaufen – schon allein die Rucksäcke verhindern aber einen schnellen Laufschritt. Den eigentlich großartigen Kreuzweg am Pfahl bei Moosbacherau nehmen wir noch kurz zu der Kenntnis, um anschließend den berühmten Großen Pfahl kurz vor Viechtach mit einem müden Nicken zu quittieren. Rein in die Stadt. Eine Viertelstunde vor Ladenschluss im Supermarkt Getränke gekauft. Anschließend eine Pizza gekauft und abgeholt, um sie im Hotel halb verhungert (erstaunlicherweise hatte ich zu kämpfen, sie überhaupt aufzuessen; allein das Wissen um die benötigte Energie lies mich weiterkauen) zu verspeisen. Länger hätte die Etappe heute nicht mehr sein müssen.

Tag 2: Viechtach nach Spiegelau – Angekommen

  • Freitag, 8. August 2025
  • 58,6 km + 1490 HM
  • 10 h

Ich lag frühzeitig wach im Bett und hätte doch noch ein wenig Schlaf vertragen können. Wenigstens die Aussicht auf ein leckeres und reichhaltiges Frühstück treibt mich aus dem Bett. Das Wissen um die gute Lage des Hotels am Marktplatz und der schnelle Einstieg auf die kürzeste der drei Etappen hebt die Laune weiter. Pünktlich zu Frühstücksbeginn stehen wir im Speisesaal und haben den größten Teil des Rucksacks schon abmarschbereit gepackt. Heute wollen wir entspannt Abendessen gehen und nicht wieder auf die letzten Minuten vor Ladenschluss angewiesen sein. Mit lockeren Schritten geht es zum ersten Hügel des Tages kurz vor Frankenried bei 10 km – und nun werden es schönere Waldwege, leichte Trails und Kapellen ohne Ende (die erste schon kurz nach dem Start südlich von Viechtach und ab da alle paar Kilometer – eine Region mit sehr religiöser Vergangenheit). So hatten wir uns das Laufen vorgestellt und wurden am ersten Tag über viele Kilometer enttäuscht. Es sind keine schweren Trails, keine steilen Hügel, aber es wird mehr Natur geboten, der Asphaltanteil sinkt und die Bäume spenden den nötigen Schatten: die Hitze ist heute wieder heftig.

Ein kleiner „Verlaufer“ passiert uns dann doch – die Markierungen sind nicht immer gut sichtbar, nicht immer in ausreichender Anzahl vorhanden, d.h. ohne GPX-Track würde es eine sehr demotivierende und zähe Aktion werden. Immer kennen wir durch die gute Vorabplanung von Andy, die kleinen Supermärkte in den Orten und können sie gezielt ansteuern und uns mit dringend benötigten Getränken versorgen: Flaschen werden randvoll aufgefüllt und mindestens ein weiterer halber Liter sofort getrunken. In Regen bei km 32 steuern wir über einen Umweg einen großen Supermarkt an und gönnen uns dort sitzend auch verschiedene Leckereien beim Bäcker (auf dem Parkplatz bat uns eine Frau, die erst vor wenigen Tagen Mutter geworden ist, um Hilfe beim heben der schweren Einkaufstaschen – eine gute Tat am Tag) – als große Herausforderung sollte sich das Essen in den drei Tagen herausstellen, weil wir unterwegs aus Zeitgründen nicht wirklich viel zu uns nahmen und meist mit leeren Magen liefen (bei der Hitze nicht störend, aber der Energiepegel ist dementsprechend nicht hoch gewesen). Die herrlich gelegene Burgruine Weißenstein, der nahe Pfahl und der Gläserne Wald begeisterten uns kurz darauf und lassen die Laune weiter steigen. Es passte alles.

Es ging weiter zum Klosterort Rinchnach – die religiöse Ader der Region hatte ich schon weiter oben kurz angesprochen. Bei km 50 wartete mit fast 1000 Meter Höhe der Wagensonnriegel als höchster Punkt des Tages auf uns. Aufwärts geht es zum Gipfel mit seiner kleinen Kapelle über schöne Single-Trails, Wurzelpfade und durch den Wald bevor uns die Kuppe eine wunderbar gelegene Bank, eine winzige Kapelle, Fernsicht und einen in schönes Licht getauchten Wald bietet. Hier lässt sich durchatmen.
Auf größtenteils breiten Wegen steigen wir ab, vorbei an einer neu eingefassten Quelle mit Trinkwasser (die wir ausgiebig nutzten) und erreichen zügigen Schrittes den Rand des Nationalparks Bayerischer Wald – ein Gefühl von Zuhause stellt sich ein. In Spiegelau, eine der Nationalparkgemeinden und ein (fast schon ehemaliger) Glasmacherort, decken wir uns in einen Supermarkt noch mit dem Nötigsten ein, können noch in Ruhe duschen und entspannt im Hotel lecker essen gehen. Ja, der heutige Tag ist definitiv verdammt gut gewesen.

Tag 3: Spiegelau nach Passau – Auslaufen 🥳

  • Samstag, 9. August 2025
  • 62,7 km + 1060 HM
  • 11 h

Dem schicken ***Hotel werde ich schon ein wenig nachtrauern. Wir wurden sehr gut verköstigt und versorgt, was aber jetzt keine Rolle mehr spielt, wir müssen los, weil die heutige Etappe wieder eine ordentliche Länge verspricht und große Einkehrprobleme bereitet (es soll und wird wieder heiß). Deshalb laufe wir nicht über Perlesreuth zur Ilz, sondern steigen schon etwas früher zum Fluss ab und hoffen dort auf etwas Erfrischung in Form von Flusswasser und evtl. einem kleinen Biergarten – ohne zusätzliche Getränke über 40 km wird es in dieser Hitze zu einem Problem (es sei denn, wir würden die Rucksäcke noch schwerer machen und mehr mitführen).

Aus Spiegelau heraus tauchen wir sofort in das schattige und irgendwie wildromantische Tal der Großen Ohe, die Steinklamm, ein. Der heutige Tag versprach meist gut laufbare Wege ohne großen Asphaltanteil – hier sollten wir gut vorwärts kommen. In Bärnstein sind die wenigen Reste der von den Panduren zerstörten Burg kaum mehr zu erkennen, bevor wir auf Straßen abwärts in die Kreisstadt laufen.
Nach 12 km kommt in Grafenau, der ältesten Stadt des Bayerischen Waldes, schon der erste und letzte große Supermarkt des Tages – wir nutzen ihn so gut es geht. Nach 20 km erreichen wir anschließend schon die Ilz, die schwarze Perle, der Fluss, dem wir nun bis zur Mündung in die Donau in Passau durch eine der letzten Wildflusslandschaften des Waldes folgen werden. Auf meist breiten Wegen zieht sich der Wander- und Radweg durch das breite Flusstal immer weiter vorwärts. Ja, hier kommen wir zügig vorwärts, aber ein klein wenig monoton ist dies schon. Dafür verwöhnt der liebliche Anblick ein ums andere Mal – und das überwiegend in der Sonne. Wir brennen förmlich weg und unsere Getränkevorräte schwinden langsam aber stetig.

Bei der Dießensteinermühle ca. km 30 steige ich in den Fluss, ziehe das Shirt aus und wasche mich einmal von oben bis unten ab – das kühle Wasser erfrischt nicht nur, sondern wäscht den ganzen Schweiß von der Haut. Die letzten Tage haben wir so viel geschwitzt, dass der Schweiß mit dem Salz langsam juckt und nervt.
Erfrischt und wieder frohen Mutes studieren wir die Karte und erkennen eine Einkehrmöglichkeit bei der Schrottenbaummühle, bei der die Ilz aufgestaut wird, in weiteren 5 km, bei der wir nur hoffen, dass sie offen hat. Sicher sind wir nicht, weil bisher sehr, sehr wenige Menschen unterwegs waren. Letztendlich ist der Biergarten dann aber sehr gut besucht und die Wege ab da voller Leben. Es gibt alkoholfreies Weizen und ein leckeres Eis – das Leben kann so einfach sein. Die Flaschen werden am Wasserhahn aufgefüllt und ab da sind wir safe. Nun können wir das nahe Passau schon spüren, trauern dem nahen Ende der Reise hinterher und freuen uns doch, wenn wir auch noch den heutigen Tag gemeistert haben.
Die Ilz ist zu diesem Zeitpunkt schon ein breiter, mächtiger Fluss, der sich nun immer öfters gemächlich bewegt. Unerwartet tauchen noch steinige Trails am Flussufer auf, die eine große Abwechslung hineinbringen und alles auflockern. Wir genießen den Flusslauf und laufen noch immer fleißig. Der Bruch kommt erst um die Marathonmarke bei Kalteneck, ab da sind wir weichgekocht, sind zeitlich so schnell durchgekommen, dass wir uns nicht mehr stressen wollen. Wir beginnen zu gehen und uns wieder entspannt über Gott und die Welt zu unterhalten. Es geht nicht mehr so schnell vorwärts, aber mehr als 6 km in der Stunde schaffen wir trotzdem noch. Die Umgebung ist nun urbaner geprägt und die Natur wird Stück für Stück zurückgedrängt – trotzdem bleibt es noch immer ein schöner Weg, der sich lohnt. Bis zum Schloss Fürsteneck, bei dem sich die Wolfersteiner Ohe mit unserem Fluss vereint, ist es nun nicht mehr weit. Bei der Triftsperre (der Biergarten sieht gut aus und das Essen hat sehr lecker ausgesehen – ein Wiedersehen würde sich lohnen) gönnen wir uns noch ein schnelles Kaltgetränk bevor wir die Ilzschleife durch den dunklen und erstaunlich langen Trifttunnel passieren.

Und dann kommt das Ende unausweichlich: wir erreichen Passau
Ein steiler Anstieg auf dem Goldsteig führt vom Norden noch einmal zu einer kleinen Kirche hinauf und dann hinüber und etwas hinab zur berühmten Bischofsburg, der Veste Oberhaus. Von dort bietet sich uns ein wunderbarer Blick auf die Drei-Flüsse-Stadt mit ihrem Dom, der Altstadt, den Flüssen – ein Traum. Die ganze Anlage ist wegen eines Mittelaltermarktes voller gut gelaunter Menschen, in die wir durchgeschwitzt und stinkend (Stichwort: drei Tage in den gleichen Klamotten laufen) nur bedingt hineinpassen. Das Ziel auf der Burg ist trotzdem genial und gehört zum Besten, der letzten drei Tage.
Nach einem entspannten Klamottenwechsel in einer ruhigen Ecke spazieren wir hinunter in die Stadt zum Bahnhof und verwöhnen uns dort bei einem sympathischen türkischen Imbiss mit Essen, Getränke und Bier, bevor wir entspannt in den Zug stiegen und den Heimweg antraten – die Zugfahrt wäre noch einmal eine andere Geschichte.

Blick von der Burg auf Passau

Rückblick

Der Wanderweg war eine Mischung aus interessanten Abschnitten, gewöhnlichen Wegen und monotonen Passagen. Einzelne Abschnitte würde ich jederzeit wieder laufen, jedoch nicht den Weg in seiner Gesamtheit. Die Versorgungsmöglichkeiten am Wegesrand sind mal mehr, mal weniger gut, weshalb es unbedingt gilt, vorab die Möglichkeiten zu prüfen (Öffnungszeiten beachten!).
Die Ausrüstung hat sich bewährt. Hier gilt die Devise: so wenig, wie irgendwie möglich. In den Wintermonaten kann es schwierig werden, wenn man für die Abende bzw. die Heimfahrt warme Bekleidung benötigt.
Mit der Hitze hatten wir zu jeder Zeit sehr zu kämpfen – hier hilft nur Sonnencreme, Kopfbedeckung, angepasste Belastung und die konsequente Nutzung der Einkaufsmöglichkeiten (zur Not gehen auch Friedhöfe mit ihrem Leitungswasser).

Als aller wichtigstes:
drei Tage mit einem Menschen von Morgens bis Abends, mit aller Anstrengung – die Wahl sollte gut getroffen sein. Bei mir war sie es

Euer Thorsten