- Samstag, 22. Oktober 2022
- 62,2 km + 1800 HM
- 11 h 16 min (inkl. Pause in Gaststätte 😉
Einen Fernwanderweg als Team abzulaufen ist keine langgehegte Idee von uns!
Den Gedanken fanden wir nämlich sehr schnell äußerst verlockend, weil er neue Strecke, Natur und einer Gemeinschaft voller besonderer Menschen verspricht.
Zuerst fiel die Wahl auf den Frankenweg, der aber bald verworfen wurde, um durch den Fränkischen Gebirgsweg ersetzt zu werden.
Warum? Die ersten Etappen sind für uns logistisch leichter zu handhaben, wenn wir die Laufrichtung umdrehen und in Hersbruck starten. Das setzt die Hemmschwelle herab und man kommt hinein.
Etwas langwieriger war die Etappenplanung, d.h. Länge, Höhenmeter, Start- und Zielpunkt, Zeitaufwand, Versorgung mit Wasser. Für (fast) alles lässt sich aber eine Lösung finden, wenn eine Weile darüber nachgedacht wird (zwar nicht immer perfekt, aber brauchbar).
Die Wandermarkierung ist in beide Richtungen angebracht und sehr gut umgesetzt, so dass wir die technischen Orientierungshilfmittelchen dabei haben, aber nicht wirklich brauchen. Unterwegs treffen wir auch einen ehrenamtlichen Streckenpaten, der Markierungen erneuert. Ohne Scheu spricht ihn Flo an und wir tauschen uns aus. Vandalismus ist selbst hier im ländlichen Raum ein Thema…
So werden Schilder geklaut, verdreht, beschmiert oder was auch immer den Mitmenschen einfällt. Das warum erschließt sich mir nicht.
Für die An- und Abreise möchten wir so gut es geht, so oft es geht, auf den ÖPNV setzen. Mit der Bahn lässt sich von Nürnberg aus Hersbruck sehr gut erreichen und die Heimfahrt von Pegnitz gestaltet sich mit der Regionalbahn ebenfalls unproblematisch. So ist es entspannter, wir können ein Feierzielbier trinken und müssen nicht aufwändig zwei Autos an der Strecke parken. Die größte Challenge ist die Mitnahme trockener und warmer Bekleidung für die Zugfahrt am Heimweg, weil diese doch mehr Platz fordert und wir nicht auf große und schwere Rucksäcke umsteigen möchten – und auf einen warmen Fleece über dem frischen Shirt möchte ich bei diesen Temperaturen nach einem Lauf nicht verzichten!
Ein Wort zu Komoot:
Die Distanzangabe hat gut geklappt und war sehr genau (kleinere Abweichungen kommen aus verschiedensten Gründen immer auf), aber die Höhenmeterangaben waren, vorsichtig formuliert, unbrauchbar.
Knapp 13oo HM waren angegeben. Ich verzichtete, im Gegensatz zu Hansi und Flo, auf Stöcke. Am Ende standen über 1800 HM auf den drei Uhren (und dem GPS-Handgerät) und ich habe meine Leki sehr vermisst. Das ist keine Toleranzabweichung mehr!
Die Strecke selbst ist ein schönes Stück Frankenland. Wenig Straße, viele Wald- und Wiesenwege, einige Trails und mehrere schöne Punkte auf dieser ersten Etappe, die sich aus drei Wandertagesetappen zusammensetzte.
Wir sahen die Burg Hohenstein, mit dem legendären Windbeutelcafé, den Eibgrat, Betzenstein, mehrere Höhlen + eine Durchgangshöhle (richtig gut), Felsformationen mit den seltsamsten Erscheinungsformen, Aussichtspunkte, einen Aussichtsturm, kurzum eine sehr kurzweilige Geschichte!
Die Verpflegung unterwegs war etwas schwieriger. Einkaufsmöglichkeiten sind sehr rar und an manchen Friedhöfen ist Ende Oktober schon das Wasser abgedreht. Aber mit ein klein wenig Weitsicht und Geduld war es problemlos locker. Ich hatte 2 Liter in einer Trinkblase dabei und meine zwei Jungs je 3x500ml Softflasks. Dazu kam ein Redbull (trinke ich sonst NIE), welches wir uns geteilt haben, Energieriegel, Lebkuchen (vor St. Martin überhaupt erlaubt?), und Süßigkeiten aus konzentriertem Zucker (wahrscheinlich 200% Zucker). Alles nahrhaft und nützlich (in dieser Situation).
Die Menschen unterwegs waren sehr gut drauf, entspannt, hilfsbereit und gesprächig – also irgendwie ganz untypisch für Franken…
Muss also an uns gelegen haben 🙂
Kurz vor Pegnitz hatte Hansi eine schöne Gaststätte für den Ausklang herausgesucht, auf die wir uns schon mehr als sehr gefreut haben! Dazu kam noch deren Bier von einer seltenen Brauerei, was uns in Probierlaune führte (Weizen, Pils, Hell). Der gute Schnaps (zweimal) zur Abrundung oben drauf und dann war die Kombination mit dem leeren Magen sehr spürbar. Aber die Zeit dort wollte niemand vermissen!
Der Nachbartisch fand uns interessant und wir kamen ins Gespräch (gut, sie konnten sich nicht ganz vorstellen, was wir so treiben, aber sie waren ehrlich interessiert und neugierig)
Dank einer vorsorglich eingepackten Stirnlampe können wir die letzten 3,5 km nach Pegnitz problemlos zurücklegen. Da wir alle auf trockene Klamotten umgestiegen sind, musste der restliche Weg so oder so in einem ruhigen Tempo über die Bühne gehen.
Probleme mit der geplanten Zugverbindung zwang uns dann in Pegnitz noch einmal für ein schnelles Weizen in eine Rockkneipe in der Nähe des Bahnhofs und sorgte nochmal für irritierte Gesichter.
Die Heimfahrt im Zug wurde zu einer ruhigen und gemütlichen Reise. 60 km sind lang – egal wie gut man drauf ist. Pläne wurden für die zweite Etappe geschmiedet und sich dann still und leise verabschiedet. Danke für die gute Zeit!
Euer Thorsten