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Flaschendrehlauf oder wie aus einer komischen Idee ein überraschender Tag wurde

  • Freitag, 23. April 2021
  • 62.7 km
  • 705 HM
  • 8 h 33 min

Die Idee

Man nehme eine leere Flasche eurer Wahl, drehe diese und laufe anschließend ohne wenn und aber 8 Stunden in diese Richtung – eine simple und einfache Idee! Ok, um wieder heimzukommen, ist es ganz sinnvoll einen Fahrer oder eine Fahrerin zu haben, die einen nach den vielen verstrichenen Stunden wieder mit dem Auto einsammeln kann. Liebenswerter Weise erklärte sich meine Mareike dazu bereit und unterstütze uns auf der zweiten Streckenhälfte mit kanarischen Salzkartoffeln – eine herrliche Ultraläufernahrung. Im Vorfeld wurde besprochen, dass wir uns nur auf gut laufbare Wege beschränken, also die kleinen Pfade und Rückewege ausblenden, um Strecke zu machen.

Die Peilung soll schon exakt sein

Ein wunderbarer Tag

Um 8 Morgens steht das Trio vor Flo`s Haus und bewundert die aufgebaute Flaschensammlung. Nun gilt es das richtige Werkzeug zu wählen – eine Weinflasche fränkischer Herkunft soll uns den Weg weisen.
So viele Möglichkeiten würde es geben und ich drehe ausgerechnet eine südöstliche Richtung von 170°.
Begeisterung sieht anders aus; wenigstens soll das Wetter heute mitspielen.
Im Grunde genommen laufen wir als erstes an unserem Zuhause vorbei und folgen über 2 bis 3 Stunden uns allen sehr bekannten Wegen. Dazu kommen viel zu viele Waldwege, die eben nicht gut laufbar sind, zu viele Forstabschnitte die vielleicht vieles sind, aber definitiv nicht schön oder spektakulär. Der Stimmung tut dies nicht gut. Langsam kommen wir auf Abschnitte die wir nicht schon viele Male unter den Füßen gehabt haben. Ich bin froh, dass meine muskulären Probleme nicht durchschlagen, fühle aber den Traingsrückstand zu meinen Freunden. Nach einigen Diskussionen vermeiden wir nun die kleinen Waldwege und bleiben auf den besseren Strecken.

Wir brauchen endlich bessere Wege!

Nach 5 Stunden telefoniere ich mit Mareike zum ersten Mal und sie verspricht in ca. 1 Stunde bei uns zu sein. Geyern heißt der Treffpunkt und hebt Flo`s Laune gewaltig – ein von ihm geliebter Ort.
Lansam steigen die Temperaturen immer weiter an und am Himmel ist nicht die kleinste Wolke zu sehen. Es wird warm, sehr warm, und das Wasser geht zu Neige. In Geyern sprechen wir einen älteren Herrn an, ob wir an dieser herrlichen Quelle mit Bergwasser auf seinem Grund die Flaschen füllen und uns erfrischen können. Ein Genuss!!!

Verdammt kalt und klar – Wahnsinn 🙂


Etwas früher als Mareike treffen wir in Geyern an der BayWa ein und hollen uns erstmal ein gutes Bier im Supermarkt und setzen uns auf den Parkplatz – 6 Stunden sind wir nun unterwegs und das Ende ist greifbar. Entsptannt quatschen wir mit Mareike, machen Witze und stellen überrascht fest, dass wenn wir die Richtung nur ganz leicht abwandeln über Nennslingen mit seinem Ritterbier kommen und weiter nach Titting zum Gutmann laufen können. Ein geniales Ziel vor Augen sind uns die letzten 15 km keine Last mehr. Zweiter Treffpunkt Brauerei Nennslingen wird vereinbart und die nächsten 5 km gestartet. Die Wege werden schöner und Hansi und ich werden auch ausgelassener. Die Stimmung dreht von Kilomter zu Kilometer ins euphorische. Dort angekommen kaufen wir bei der Brauerei einen Kasten Bier und drei Weizengläser, setzen uns am kleinen Kirchvorplatz auf die Steinbänke und genießen die Stimmung und das Licht. Das Weizen tut gut und alles fühlt sich richtig an.

Ritter Bier – tut gut

Nach etwas über 15 Minuten geht es weiter.
Was nun folgt, hatten wir nicht geahnt. Durch das Anlautertal schlängelt sich ein absolut genialer Weg!!!! Die Landschaft wechselt schlagartig ihr Gesicht und zeigt die trockenen Magerrasen und baumlosen Hänge, die man in der Region Altmühltal oft findet. Wir steigen auf einen Höhenzug auf, sehen unter uns die Anlauter und laufen auf einmal wie neugeboren dem Ziel entgegen. Wilkommen im Landkreis Eichstätt.

Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung


Warum ist Titting so wichtigt? Eine Lange Geschichte, deren Kurzform etwa so lautet. Flo sein Vater hat geholfen Gutmann in Nürnberg bekannt zu machen (es gab es hier vorher nicht kaufen – ist heute kaum zu glauben), war mir der Brauerfamilie sehr gut befreundet und war verdammt oft mit seinen Kindern hier – leider ist er vor nicht einmal 2 Wochen vor seinen Schöpfer getreten.
Fast könnte man glauben Helmut hatte heute morgen die Falsche bewusst so abgestoppt, dass wir hier herauskommen mussten.
Zu aller Freude kommt der alte Fritz Gutmann mit zwei seiner Kinder ums Eck und Flo spricht ihn an. Ein langes Gespräch später, bringt einer seiner Söhne als kleines Geschenk einen Kasten Gutmann ums Eck.

Am Ziel angekommen



Die Heimfahrt wird zu einem unglaublichen Vergnügen und niemand von uns ist mehr wegen den ersten drei Stunden unglücklich. Alles hat sich gefügt und ein unerwartetes und dafür umso schöneres Ende gefunden.

Vielen Dank für diese Momente!

Euer Thorsten

Weitere Fotos findet ihr auf meinem Nikon Image Space Konto.