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20. Fränkische Schweiz Marathon – das Maximum herausgeholt

  • Marathon
  • 3:28:59
  • Platz 33 von 197
  • 01. September 2019

Nach dem Obermain Marathon im April stand für mich schon fest, dass ich alle drei Wettkämpfe um die Oberfränkische Marathon Krone bestreiten werde, also den genannten Obermain Marathon, den Frankenweg-Lauf-Marathon und den Fränkische Schweiz Marathon. Ich hatte auch im April schon die Anmeldungen erledigt, um Nägel mit Köpfen zu machen.
Was daran besonders ist? Mein letzter Straßenmarathon war mein Bestzeitenlauf in Regensburg 2014 gewesen: 3:27
Seitdem habe ich mich beim Marathon nur noch mit Höhenmetern beschäftigt und nie mehr einen Gedanken an schnelle Zeiten verschwendet – bis zum Frühjahr.
Ich merke einfach, dass die langen Strecken immer besser sitzen, ich dorten aber im Grunde genommen nicht schneller werde, sondern die besseren Endzeiten nur durch eine bessere Einteilung und steigender Erfahrung zustande kommen. Das will ich nicht! Das ist nicht mein Anspruch an mich.
Im Sommer begann ich mein Training schon ein wenig zu verändern und mehr Energie in das Tempotraining zu stecken, die Umfänge leicht zu reduzieren – und wofür ich beim Rother Kichweihlauf mehr als belohnt wurde!

Nun also der Versuch auf der Marathonstrecke…
Ich bin bisher nur dieses eine Mal unter der 3:30 geblieben und das war in Regensburg bei gutem Wetter und auf einer flachen Strecke. Am Sonntag sollte es eine wellige Strecke mit ca. 100HM werden. Nicht dramatisch, aber auch nicht für die schnellsten Zeiten geeignet. ABER ich habe das Gefühl, dass ich ein hohes Tempo laufen kann. Meine Halbmarathonzeiten von knapp über 1:30 deuten auch darauf hin.
So definiere ich für mich folgende Zielmarken:

  • A-Ziel: 3:20
  • B-Ziel: 3:27
  • C-Ziel: 3:30

Alles für mich ambitionierte Ziele, aber durchaus realistische. Nur der Wetterbericht verspricht warme bis sehr warme Bedingungen – das kann den Plan zunichte machen…
Anreise und Startunterlagenabholung geriet wieder ganz einfach und unkompliziert. Auf Grund vielfältiger Infos zu den Parkplätzen und zur Sperrung der B470 ist alles einfach und locker. Kompliment an die Organisatoren!

Start und Zielbogen der für die 3 Schleifen mehrfach passiert wird

Pünktlich um 8 Uhr 40 werden wir bei 20°C (eigentlich schon zu warm) auf die Strecke geschickt. die ersten 10km geht es auf einer Schleife nach Weilersbach und wieder zurück nach Ebermannstadt. 4:35 bis 4:45 schlage ich ein und kann das Tempo auch gut laufen. Nicht zu hart, aber schon fordernd. Die schnellsten Pacemaker laufen die 3:30 an – und es sind Chris und Wolfgang. Komme was wolle, ich will mich von ihnen nicht überholen lassen! Das schöne an solchen Wendestrecken ist, dass jeder das Teilnehmerfeld mehrfach während des Rennens überblicken kann. Die Pacemaker ziehen eine ganz schöne Traube hinter sich her – erfahrungsgemäß werden diese Trauben aber noch deutlich kleiner…
Zielbogen bei exakt km 10 passiere ich noch schön auf Kurs für das A-Ziel.

Pace und Gefühl passen noch

Die Strecke Richtung Pottenstein ist jedoch der deutlich welligere Teil – und das habe ich doch ein wenig unterschätzt (und ich bin auch noch vorgewarnt worden…). Hier fällt es mir schwer die eigentlich notwendigen 4:44 zu laufen. Es wird wärmer und wärmer und die Luft wird drückender. Ich finde einen Mitläufer, der vom Tempo passt und laufe mit ihm bis zur östlichen Wendemarke bei km 21. Wir reden viel und das Tempo sackt auf 4:50 ab.
Ist das reden schuld? Das Wetter? Noch weiß ich es nicht, verabschiede mich aber schon vom A-Ziel und füge mich in das gut zu laufende Tempo. Nach der Wende versuche ich den Druck zu erhöhen und verliere meinen Mitstreiter. Sehr schade, aber bei einem Straßenmarathon kaum zu vermeiden. Weiter geht’s!
Das leichte Auf und Ab Richtung Ebermannstadt schlaucht immer mehr und die Sonne lässt sich immer stärker blicken. Zu allem Überfluss laufe ich an der HM-Wende in das Teilnehmerfeld der langsameren Starter über die halte Distanz hinein. Jetzt ist permanentes überholen angesagt und eine gerade Lauflinie schwer möglich. Nicht ärgern, weiterlaufen. Zwischen km 28 Streitberg und km 32 Ebermannstadt arbeiten wir uns den letzten größeren Hügel hinauf.
Chris hatte ich schon vor einer Weile gesehen, aber wo ist Wolfgang geblieben? Ich mache mir Sorgen, ob alles gut ist. Und sehe ihn nun ohne Fahne zum Ziel zurückgehen. Muskuläre Gründe scheinen ihn zum Aufgeben gezwungen zu haben, aber ihm geht es augenscheinlich gut. Ich bin beruhigt und konzentriere mich wieder auf mich.
Ich blicke auf die Uhr, beginne zu rechnen und weiß, dass ich noch etwas mehr als 50 min für die letzten 10 km habe, um eine neue PB zu laufen – machbar…
Die meisten Läufer um mich herum steigen nun planmäßig aus und nur die wenigen Marathonläufer (der Marathon ist zahlenmäßig schon lange extrem deutlich vom Halbmarathon überholt worden) gehen auf die zweite Schleife nach Weilersbach. 2 km kämpfe ich noch mit einem Schnitt knapp unter den 5 min/km – und verliere danach doch. Gegenwind und eine nun schwer drückende Luft macht das Laufen extrem hart. Obwohl ich Stück für Stück langsamer werde, hole ich noch andere Läufer ein, ohne überholt zu werden – anscheinend leiden alle bei diesem Wetter und es liegt nicht an meiner Form.
Ich hoffe, dass die Kehre meine Rettung ist und ich mit leichtem Rückenwind die letzten 5 km wieder schneller absolvieren kann. Chris kommt angeschlagen und mit nur noch einem einzigen Läufer mir angeschlagen entgegen. Die anderen Pacemaker Duos sind ebenfalls zerbrochen und haben teilweise niemanden mehr zum ziehen. Keiner läuft mehr rund und gleichmäßig. Heute wird es vermutlich bei praktischem niemanden einen negativen Split geben. Bei mir? Pustekuchen! Der Wind kam mehr von der Seite und ist nun auch keine Hilfe + ich werde noch langsamer. 5:30 steht auf der Uhr. Ich trotte gefühlt nur noch zurück zum Ziel. B-Ziel ist damit erledigt. Eins weiß ich aber gewiss: Ich werde unter den 3:30 bleiben und ich werde mich vom Pacemaker nicht mehr überholen lassen! Ich überhole die lange Zeit auf Platz 2 liegende Frau, welche zum Ziel geht und bei der alle Versuche anzulaufen, extrem schwerzhaft aussehen. Das hat kein Sportler verdient, so einzugehen. Der letzte Kilometer rein in die Stadt zieht sich unheimlich. Sollte er nicht schon längst zu Ende sein? Wo ist der Zielbogen? Ich laufe um die Linkskurve, sehe ihn, bin auf weiter Flur allein, die vielen Zuschauer feuern nur mich an, ich versuche etwas schneller zu laufen, spüre die Beinmuskeln – und erreiche fertig und verdammt glücklich das Ziel!

Euer Thorsten

Die letzten Meter!!!
Nicht perfekt gelaufen – aber hoch zufrieden
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